OT: Tödliche Routine


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Geschrieben von Werner am 05. Januar 2024 17:19:46:

Moin,

sicher habt Ihr vom Flugzeugunfall in Tokio gehört oder gelesen und wißt natürlich dass mich die Ursache stark interessiert.

Heute gab es also einen Bericht aus Japan, ehrlich, präzise. Das kleinere Flugzeug mit den Hilfsgütern für das Erdbebengebiet, war auf die Bahn gerollt, aber nicht losgeflogen. Der landende Airbus voll besetzt hat das Flugzeug von hinten erwischt und beide sind in Flammen aufgegangen.

Wie kann das ? Wir leben in 2024, haben alle nur erdenklichen elektronischen Hilfmittel, alles hat funktioniert und dennoch kam es zum Unfall, der fünf Menschen das Leben gekostet hat und weitaus mehr Todesopfer hätter fordern können.

Aaalso: der Flieger der japanischen Küstenwache hat die Freigabe bekommen, aus die Bahn zu rollen. Er stand dort 40 Sekunden, hätte also nach dem Aufrollen sofort Power geben müssen und wäre dann rechtzeitig für die Airbuslandung weg gewesen.

Nun, der Lotse hat angenommen, dass der Hilfsgütertransporter nach dem Aufrollen auch sofort startet, weil das so üblich ist. Er hat nicht bemerkt, dass das Flugzeug nicht gestartet ist. Es war dunkel und unter vielen Lichtern war das nur eins. Außerdem geht es am Tokio-Airport zu, wie im Taubenschlag und . . .. .normalerweise funktioniert es ja auch, selbst bei so kurzen Intervallen. Es ist halt Routine.

Nächster Punkt, der Airline-Captain hat den Flieger auf der Rollbahn nicht gesehen - warum nicht ? Selbst im Dunkeln sind die Bahnen sehr gut durch Lichter markiert und ein Flugzeug ist gut erkennbar. Ganz einfach, er hat nicht rausgeschaut, sondern auf die Instrumente, so, wie sonst auch. Bei Nebel oder sonstwie schlechter Sicht wäre das ja auch so gewesen, also wozu ? Er hat GEDACHT, die Bahn sei frei, sich aber nicht davon überzeugt. Zeit wäre allemahle gewesen, wieder Schub zu geben und das Hinderniss zu überfliegen.

Nächster Kandidat: Der Pilot des kleineren Flugzeuges hat die Freigabe zum Aufrollen erhalten und ist dem gefolgt. Als Mitglied des japanischen Coast Guards ist seine Routine etwas militärischer, wenn einer sagt "kannst aufrollen" heißt das nicht, "kannst starten" denn da könnte ja irgendwer gerade durch den Luftraum schwirren. Er hat den sich näherenden Airbus nicht gesehen, wie auch, der war ja hinter ihm. Vielleicht hat er noch kurz vor dem Knall gesehen, dass es um ihn rum heller wird von den Landescheinwerfern des Airbus. Er blieb der einzige Überlebende, schwer verletzt, seine 5 Begleiter sind tot.

Und jetzt ? Jeder DACHTE, es sei alles in Ordnung, aber einer hat nicht in die eingeschliffene Routine gepaßt und sich mit seiner eigenen fast umbgebracht.

Keine Routine dagegen hatten die Passagiere des Airbus, sie haben entschieden, zu flüchten, weil es im Flugzeug immer heißer wurde. Der Kapitän wußte erst gar nicht, dass es hinter ihm brennt, hatte keine Erlaubnis zum Verlassen des Flugzeugs gegeben. Die Routine ist: Sitzenbleiben! Nicht ins Feuer flüchten, wenn es außen brennt ! Die Feuerwehr löscht erst und gibt dann die Freigabe.

Mit dieser Routine wären vermutlich alle Insassen des Airliners gestorben. Gut, dass sie sich nicht dran gehalten haben. Die Crew ist den Passagieren gefolgt und so haben alle überlebt.

Und noch eine Routine: Die Flugzeuge waren bisher aus Aluminium und konnten für einige Minuten durchaus Sicherheit bieten. Brände konnten bei geübter Feuerwehr schnell gelöscht werden. Aber der Airbus ist ja fast nur aus Plastik, deshalb ist ja auch kaum was übrig geblieben von dem Vogel.

Und so wird es wieder neue Bestimmungen geben, neue Bürokratie, neue Geräte mit automatischen Funktionen. Airbus sucht schon nach weniger entzündlichen Harzen. Die Piloten bekommen vielleicht eine Video-Überwachung, wie es in der japanischen Eisenbahn Standard ist. Die Lokführer müssen auf jedes für sie relevante Signal oder Schild zeigen und damit beweisen, dass sie es gesehen haben. Das sieht ulkig aus, wie die mit Ihren Armen fuchteln während der Fahrt.

Als Hobbypilot habe ich leicht reden, ich fliege nur, wenn ich möchte und nur bei gutem Wetter. Wenn einer in der Bahn steht oder mir davor rollt, was mir schon zwei oder dreimal passiert ist, gebe ich Gas und setze Funkspruch "Durchstarten".

Aber dennoch: Routine kann tödlich enden. Wenn die Systeme jetzt aufgenordet werden und die Richter sich um ein gerechtes Urteil bemüht haben und und und . . . dann kehrt erstmal wieder Ruhe ein bis . . . . . . wieder einer die neue Routine stört und alle dachten, es sei alles wie immer.


Gruß

Werner

dessen Freundin heute morgen aus Taiwan unversehrt zurück gekommen ist, gottseidank

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