Klopfregelung


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 10. November 2023 10:53:52:

Als Antwort auf: Re: Etwas merkwürdiger Zusammenhang geschrieben von Uli S. am 09. November 2023 18:38:10:

Moin Uli,

der Kleine hatte alles mögliche an Technik. U.a., was mir neu war, die Feststellung, ob das Gemisch überhaupt zündet. Dieses ging über die Ionisation und wurde über die Kerzenelektroden abgefühlt.

Die Beschleunigung war mit E85 geringfügig langsamer. Auch bei ganz tiefen Drehzahlen, lief der Dreizylinder weicher und lahmer. Aber auf der Autobahn brauchte er etwas Zeit zum warm werden und dann drehte er los. Mit Benzin war das nicht, da lief er Tachowert 160, mit E85 auch, aber nur ca. 10 Kilometer und dann rannte er los und ging auf Tachowert 170.

Typisch für diesen Motor war, dass er, wenn er mit Benzin gefahren wurde, bei Vollgas nicht die Höchstgeschwindigkeit erreicht hat. Ging man leicht vom Gas, stieg die Verbrauchsanzeige etwas an und er wurde schneller. Nicht viel, aber spürbar. Das hatten die Typen im Dai-Forum auch bestätigt.

Es klingt wie ein alter Mofatrick aus vergangenen Tagen, aber es war so. Um die Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h zu umgehen, gab es seinerzeit findige Hersteller, die das Drehmoment bei 25 km/h abfallen ließen, darüber aber wieder einen Anstieg hatten. In der Regel mußte man bei 25 das Gas langsam schließen und warten, bis das Mofa schneller wurde. Danach konnte man wieder aufdrehen. Bei den Franzosen mußte man den Benzinhahn zudrehen, aber dann auch wieder öffnen.

Der Tipp unter den damals Jugendlichen "Du mußt einen Berg runter fahren, dann geht die Drossel kaputt" stimmte so zwar nicht, führt aber tatsächlich zum Erreichen der Leistung oberhalb der Drehzahl für 25 km/h. Einmal wieder drunter, mußte man tricksen.

Ganz offenbar hatte der Dai-Motor bei dieser Drehzahl etwas Atmungsprobleme, die er mit E85 so nicht hatte. Da die Verbrennung langsamer ging, wurde es im Auspuff heißer, als gewöhnlich. Die Werkstatt sagte damals, der Schaden sähe exakt so auch, wie bei einem auf Gas umgerüsteten, der mit hoher Drehzahl gefahren wurde. Von meinem Betrachten her sahen der ZK tatsächlich so aus, als sei er wesentlich heißer, als normal geworden. Ich habe die 1200 EUR verschmerzen müssen. Das war etwa der Betrag, den ich durch das Fahren mit E85 eingespart hatte.

Für die Reparatur wurden Kopf und Block plan geschliffen. Ich bat um 0,8 mm Materialabtrag, woraufhin der Chef der kleinen Werkstatt sagte "Also Tuning machen wird nicht !" Als ich den Wagen wieder abholte, fiel mir schon beim Anfahren auf, welchen Biß er hatte. Auf meine Nachfrage hin zwinkerte mir der Chef zu und sagte "Ja, der war aber auch krumm, so krumm hab ich das noch nie gesehen" Cooler Typ, er hatte der Schleiferei das gleich so in Auftrag gegeben - als Reparaturmaßnahme.

Jedenfalls entfaltete der kleine Motor anschließend sein volles Potential und ging richtig gut ! Auf der Bahn habe ich ihn aber nicht mehr so schnell laufen lassen.

Vom hochverdichteten Alkohol-Motor werde ich weiter träumen - auch dann noch, wenn es nur noch Elektroautos gibt.

Gruß

Werner

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