Darwin und Konsorten entscheiden das


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Geschrieben von huebi am 15. Dezember 2021 14:21:17:

Als Antwort auf: Wer entscheidet das ? geschrieben von Werner am 15. Dezember 2021 11:57:46:

Moin Werner.

"Das Gefaehrliche an Halbwissen ist, dass regelmaessig die wichtige Haelfte fehlt."

Ich habe gelernt, dass ich zum Wissen vermitteln mich zuerst auf das Niveau des Lernenden begeben darf, ihn also da, wo er intelektuell mit seinem Wissen zu dem Thema steht, abholen darf. Und nun vermittel ich die noch fehlenden Grundlagen, um dann das eigentlich Neue in den richtigen Kontext setzen zu koennen.
Fachbuecher sind deshalb so dick, um eine, oder bei richtig guten Buechern auch mal zwei Kernaussagen, in den richtigen Kontext zu setzen.

Ich habe mal jemandem das Wissen aus einem halben Jahr Entwicklung und fuenf geplatzten Lachgasmotoren mit allen wichtigen Details in unter 10 Minuten erklaert. Er war damit restlos ueberfordert und stand dann recht verdaddert da.

Letzten Donnerstag hatte ich ein schoenes Gespraech mit einem Ingenieur, der die neuen Oelspritzduesen fuer die Kolbenbodenkuehlung mit durch die Kurbelwelle betaetigten Kolben entwickelt hat. Er hat einem guten Bekannten und Zerspanungstechniker von den Fertigungsproblemen mit der Zerspanung des Werkstoffes ansich und den Praezisionsanforderungen im Besonderen erzaehlt.
Reaktion darauf: "Das geht nicht, das ist unmoeglich!" - "Aber ich mache es doch!"
Das es mit einem wirklich praezisen Drehautomaten und selbst entwickelten Werkzeugen dann auch in grossen Serien geht, wurde nicht gelten gelassen.
Wenn solche Zerspanungstechniker dann was in ein Wiki schreiben, kann ja nur Gruetze bei rauskommen.

Ueber laengere Zeitraeume wird sich das naeher an der Realitaet liegende Wissen durchsetzen, denn falsche und ueberholte Erkenntnisse werden auf Dauer zu unbrauchbaren Ergebnissen fuehren, Zeit, Energie und Geld verbrauchen und vom besseren Wissen ueberholt werden.

Damit ich neues Wissen aufnehmen kann, darf ich bekanntes Wissen aussen vor lassen, also mein "Ich weiss das schon und auch noch viel besser!"-plaerendes Gehirn ignorieren, und dann sehr genau hinhoeren, ohne die Aussagen direkt in Zweifel zu ziehen. Klappt recht oft, ist dann auch anstrengend, jedoch das neue Wissen ist es dann wert gewesen.

Leider braucht es den gleichen Aufwand, um eine mit Inbrunst und Ueberzeugung von einem Unwissenden vorgetragene Aussage in mein Weltbild einzuordnen.
Wenn der Unwissende mein Chef ist, ist es fuer mich wichtig, seine Intentionen und Ziele zu kennen, um ihn dann in seine Richtung unterstuetzen zu koennen.
Wenn er in die Sackgasse laufen will und ich eine bessere Loesung weiss, weise ich auf diese genau ein einziges Mal hin. Wenn er weiter in die Sackgasse laufen will, unterstuetze ich ihn dann auch genau dabei mit allen Kraeften, denn dafuer bezahlt er mich ja. Wenn nicht, dann eben beim Erreichen einer funktionierenden Loesung.


Viele Gruesse,
huebi


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