Das ist eine Fehlinformation


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Geschrieben von Werner am 31. Juli 2023 11:47:41:

Als Antwort auf: 4-mix? Lageunabhängiger, weil gemischgeschmierter Motor wie Seidel-Stern? geschrieben von Obi am 30. Juli 2023 11:52:31:

Moin Obi,

der Seidel-Sternmotor ist ein ganz normaler Sternmotor für Modelle mit Ein- und Auslaßventil für jeden Zylinder. Der saugt nicht durch das Kurbelgehäuse. Dieses ist nur mit einer Entlüftung versehen, aus der es im Betrieb heraus "saut".

Diese kleinen Motoren haben meist keine Kolbenringe und wenn, sind diese nicht dicht, so, wie wir das von Fahrzeugmotoren kennen. Das Öl ist so zäh, dass es abdichtet und auch so flüssig, dass es am Kolben vorbei läuft und sich vor dem Rausfliegen aus der beschriebenen Entlüftung noch mal eben schnell um die Kurbellager und Pleuellager kümmert.

Ich habe auch Modellviertakter, aber keine Sternmotoren. Die waren mir bisher zu teuer und es sind auch keine einfachen Motoren. Setzt ein Zylinder einmal aus, dann wird die Glühkerze kalt und der Zylinder lebt erst wieder, wenn man an die Kerze Strom anlegt. Viele große Modelle haben daher dauerhaft die Kabel anliegen und eine Elektronik checkt, ob die Kerze noch heiß ist und gibt dann Strom dazu.

Bei den Zündkerzenmotoren mit vier Takten gibt es Fortschritte, aber nicht in dem ganz kleinen Hubraumbereich. Da bleiben es die Zweitakter. Mein kleiner Honda 35ccm Flugmotor hat tatsächlich ein geschlossens Ölsystem und verbraucht auch praktisch kein Öl. Betrieben wird er mit reinem Sprit ohne Ölzusatz.

Honda hat das Ding genial konstruiert und die anderen Hersteller bauen die kleinen Viertakter ähnlich. Durch die Pulsation im Kurbelhaus wird das Öl als Ölnebel genau geführt an allen Bauteilen vorbei geleitet. Dazu gibt es einen oder mehrere Ölabscheider, die genial zuverlässig verhindern, dass das Öl zusammen mit der pulsierenden Luft austritt und den Motor verläßt - und das in jeder Einbaulage!

Eingesetzt werden diese Motoren in Gartengeräten, z.B. Freischneider, die hin und her bewegt werden und über Kopf und alles mögliche. So kamen die Modellflieger schnell auf solche Motoren. Man braucht sie fast nicht zu modifizieren, viele lassen sogar den Reversierstarter dran.

Belohnt wird man durch extrem niedrigen Verbrauch. Das ist zum Teil nur ein Viertel dessen, was andere brauchen. Dazu stinkt es nicht oder nur kaum und beim Wiederstart nach längerem Stillstand klebt kein 2T-Öl im Vergaser. Es geht also alles viel einfacher.


Die ersten Sternmotoren, die als Umlaufmotoren ausgeführt waren, saugten tatsächlich durch das Kurbelhaus, was sich ja komplett mitdrehte. Im Kolben waren dann Rückschlagventile, die später auch durch Nasen am Pleuel geöffnet wurden. Die Nockentrommel mußte dann nur die Auslaßventile öffnen. Einen Auspuff gab es logischerweise nicht, es ging sofort ins Freie mit entsprechendem Krach.

Der Vorteil dieser Bauweise war einfach das Gewicht. Immerhin konnte der Rhone-Flugmotor schon 110 PS abgeben (je nach Ausführung) bei einem Gewicht von nur 134 kg. Das war damals sensationell. Die Kriegsdoppeldecker aus dem ersten Weltkrieg waren aus Eschenholzleisten und Stoff gefertigt, verspannt mit Drähten. Das einzige wirkliche Gewicht war der Motor, gefolgt vom Piloten. Ohne Motor konnte man die stoffbespannten Dinge zu zweit leicht wegtragen.

Bei harten Wendemanöver wurde manchem das enorme Coriolismoment des Umlaufmotors zum Verhängnis. Die Piloten hatten sich dran gewöhnt, dass man bei Tiefenruder auch automatisch Seitenruder mitgeben mußte, damit das Flugzeug in der Spur blieb, aber es passierte auch, dass der Motor einfach aus dem Flugzeug rausbrach => weniger schön, besonders, wenn man keinen Fallschirm hat. Es hat wohl ein paar Überlebende gegeben, die in dem Rest trudeln nach unten gesunken sind, wobei die große Oberfläche der Flügel den "Sinkflug" so gedämpft hat, dass der Aufschlag unten überlebbar war. Ok, bin vom Thema abgekommen, aber in so eine Flugmaschine würde ich niemals einsteigen.

Gruß

Werner


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