Re: Du hast keine Ahnung vom Holzmarkt.... Zustimmung


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Geschrieben von elmar_b am 23. April 2023 00:17:16:

Als Antwort auf: Du hast keine Ahnung vom Holzmarkt.... geschrieben von Johannes D am 22. April 2023 11:42:01:

Hi Johannes,

ich kann Dir da nur zustimmen.
Seit einigen Jahren arbeite ich hin und wieder (früher regelmäßig, heute sporadisch) für einen (ehemaligen) Bootsbauer, der auch mit Holz handelt.
Neben Schnäppchen, die bei Auktionen übrig bleiben, handelt er auch mit exotischen Hölzern wie z.B. Thuja, Scheinzypresse, Douglasie u.Ä. von heimischen Standorten sowie mit Holz, das an Standorten steht, die nicht klassisch bewirtschaftet werden (Parks, Friedhöfe u.Ä.). Da ich aus einer Tischlerfamilie komme, bin ich auch nicht gänzlich unbeleckt.
Da er keinen Führerschein hat, bin ich oft dabei gewesen, wenn er unterwegs war.

Um Fichten und Kiefern ging es da eher nicht, um Lärche selten und um Eiche nur dann, wenn sie günstig zu schießen oder der Standort unüblich war.
Als jede Menge Bruchholz (Fichte, teilweise auch Kiefer) unterwegs war, für das es nahezu nichts gab, obwohl es sich zu Bauholz hätte verarbeiten lassen können, haben wir Thuja, Rotzeder, Scheinzypresse sowie Douglasie und Urwaldmammutbaum gekauft. Auch für drei ordentliche Stämme Esskastanie sind wir etliche hundert Kilometer gefahren. Damit kann man viel feinere Sachen machen und das Holz gibt es günstig, weil nicht viele Leute damit etwas anfangen können. Eingesägt sieht das dann ganz anders aus und findet immer Abnehmer, die den Wert erkennen. Musikholz ist noch einmal eine ganz andere Nummer. Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich mich darauf spezialisieren.

Die hochgelobte Buche geht nur für den Innenausbau und die sündhaft teure Eiche hat vielfach in den letzten trockenen Jahren Ringschäle entwickelt. Nach dem Einsägen bleibt kaum noch etwas Brauchbares davon über. Buche ging in den letzten Jahren als Industrieholz (billig) nach Nordamerika und als der Markt dort gesättigt war, nur noch nach China. Wenn nicht das, dann Brennholz bei uns, weil es dafür z.T. mehr Geld gab.

Nun begab es sich, dass ich Eiche für die Restaurierung der Nordwand meines denkmalgeschützten Hauses brauchte. Am Markt wird Eiche in Bauqualität in Gold aufgewogen. Das Holz ist unbezahlbar. Mein Bootsbauer hatte in weiser Voraussicht vor einigen Jahren drei Stämme gekauft, die keine Ringschäle aufwiesen, vermutlich von einem nicht bewirtschafteten Standort. Er hat sich nicht weiter ausgelassen. Wieder raus aus dem Sägewerk, passend geschnitten, hat mich das Holz so um die 15% von dem gekostet, was der übliche Holzhandel dafür aufruft. Ich muss es halt etwas liegen lassen, was auch nichts macht, weil Geschwindigkeit nicht zu den Tugenden meiner zuständigen Denkmalschutzbehörde zählt.

Und ja, der Holzmarkt ist außerordentlich spannend. Ein wenig Einblick habe ich schon, aber von Verständnis bin ich weit entfernt. Der Furnierholzmarkt ist noch 'ne ganz andere Nummer.
Was ich sehe, ist ein Sammelsurium von Mythen und Sachverstand aus dem letzten Jahrhundert.
Holz ist ein viel zu wichtiger Stoff, um ihn zu verbrennen. Verbaut man ihn, bindet man auch CO². Und wenn wir dann noch von Reißabbauneu hin zu nachhaltigerem Bauen kommen, kann das helfen, denke ich.

Abendgrüße
E.

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