Frage der Sichtweise


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Geschrieben von Toffi am 28. Januar 2009 20:39:09:

Als Antwort auf: Meinst Du das diese EuroX Normen was bringen? Außer mehr Geld für den Staat? k.T geschrieben von Roasted Rooster am 28. Januar 2009 19:35:31:

Servus,

Ich klink mich da einfach mal ein.

Die Normen ansich (also ihre Existenz) nutzt erstmal garnix. Sie einzuhalten unter Umständen aber schon.

Der Unterschied der Luftqualität in Städten seit Einführung der ersten Katalysatoren und Abgasgrenzwerte ist merklich (und nachweisbar gemessen) nicht gerade klein. Das ist ein nicht zu verachtender Nutzen, niemand verbringt gerne den Tag (oder sein ganzes Leben) in einer Rußwolke. Dass auch da nicht nur der Straßenverkehr reinspielt ist klar und den meisten Menschen verständlich zu machen, aber bei Messungen in der Nähe von Hauptverkehrsstraßen (wie in München) ist die Wirkung doch nicht von der Hand zu weisen.

In der Gesammtbilanz eines Autolebens halte ich persönlich diese Wirkung für zweifelhalft. Ein Abgaskatalysator hat eine beschränkte Lebenszeit, die Standzeit von dem Ab-Werk-Kat der Benziner-T3 liegt offiziell bei nur 40 000km. Real bei denen eher mehr, aber das ist Glückssache. So ein Kat muss produziert werden, und die Produktion ist zwar im Verhältnis zu 40 000km Fahrt nicht wirklich hoch, aber Kat-Produktion ist eine riesen Schweinerei. Da kommt man also auf den selben Zweig wie die Kritiker des Toyota Prius, dessen Akkus für nicht unerhebliche Umwekltzerstörung in Kanada sorgen.
Man kann also abwägen, was man für schlimmer hält.
Und man kann versuchen, die Wirkung unserer Mobilität dahin zu verlegen, wo sie weniger weh tut. Unter Umständen kann man auch etwas Sauerei im Abgas eintauschen gegen etwas Sauerei in der Produktion, die sich in der Produktion aber besser oder sogar problemlos filtern oder gar recyclen lässt. Das ist ja keine völlig falsche Sache.

Einen großen Haken hat die gesammte Abgasnorm-Geschichte aber. Nämlich, dass sie eingehalten werden muss, nicht nur im Wortlaut, sondern auch im Sinn.
Die gesammten Euronormen sind über einen sehr genau festgelegten (und nach den Maßstäben heutiger Autos lächerlichen, weil fast keine Last) Fahrzyklus auf dem Prüfstand festgelegt.
Man kann einen Motor also so optimieren, dass er in den Lastzuständen des Fahrzyklus gute Abgaswerte liefert, und in anderen wenig verbraucht - das wird definitiv auch so gemacht und ist aus den Kennfeldern der ersten TDi-Generation schön sichtbar.
Wem das nicht genügt, der kann das Steuergerät natürlich auch einfach den Prüfzyklus erkennen lassen. Und auch das ist keine Theorie, sondern relativ einfach machbar. BMW hat es mal bei einem Motorrad allzu offensichtlich gemacht, das gab dann kurzzeitige Negativpresse. Wirklich gestört hat es aber auch keinen.
Ein US-Autohersteller hat es noch einfacher gemacht, da war der Motor im Prüfstandprogramm, sobald das Fahrerfenster ganz unten war. Bei einem Auto, wo man die Klimaanlage nicht erst abschalten kann, ist das Fenster eben nur unten, wenn man auf dem Prüfstand steht und dem seine Anzeigen lesen will...
Will man dann als Autohersteller mit einem vom unden so gewünschten SUV Euro 4 machen, bleibt einem nicht viel übrig, als zu tricksen. Oberhalb der 25% Leistung kommt sowieso was beliebiges aus dem Motor raus - das erfasst der Profstandslauf (bei maximalen 120 km/h und beliebig niedriger Beschleunigung) nicht. Was im Leerlauf an der Ampel rauskommt ist auch nicht schön, einen modernen Diesel kann man da so weit abmagern, dass man im Auto dahinter an den Stickoxiden fast erstickt. Und das völlig legal - in den engen Grenzen des Euro-Fahrzyklus stimmen die Werte ja.

Toffi

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