Da bin ich wieder, Oliver


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Geschrieben von Hans Fürthbauer am 18. April 2005 22:47:01:

Als Antwort auf: Re: Antwort für Oliver: Ja, ist zumutbar und einen Versuch wert. k.w.T. geschrieben von Hans Fürthbauer am 17. April 2005 11:52:14:

Hallo Oliver,

hat etwas gedauert. Aber ich hab auch andere größere Baustellen und so nebenbei mag ich auch nur einfach so zur Entspannung banalere Themen bearbeiten. Dafür bitte ich Dich um Verständnis. Oder richtiger, ich rechne damit smile.

Das mit dem "Kriegsbeil" war nicht so ernst. Da haben wir uns eh gut verstanden.

Deinen Text stelle ich nicht rein, so wie Du es teilweise mit meinem Text gemacht hast, richte mich aber in meiner Antwort nach der Reihenfolge, die Du gewählt hast und vergebe auch wieder eine Numerierung, dann ist eine eventuelle Antwort leicht zuzuordnen.

1.) Zu den Partikeln und der Abgasmessung am Rollenprüfstand: Die Partikeldefinition stammt noch aus den 70-er Jahren und kommt aus der US-Abgasgesetzgebung. Anfang der 80-er Jahre, als auch in Europa über die Abgasemissionen nachgedacht wurde und weil man (Mercedes, VW, BMW) Diesel-PKW nach USA exportieren wollte, hat man die Partikeldefinition und die CVS-Abgasmeßtechnik der Einfachheit halber von den Amerikanern übernommen. Denn man mußte ja sicherstellen, daß die Exportfahrzeuge die Grenzwerte sicher einhalten konnten. Da hätte es auch keinen Sinn gemacht, was Eigenes zu machen und dann krampfhaft eine Korrelation zu suchen. Sowas macht nur Ärger. Während die CVS-Meßtechnik weiterentwickelt wurde, hat man die Partikeldefinition und das gravimetrische Verfahren bisher beibehalten. Leider ist damit weder eine chemische Analyse noch eine Bestimmung der Partikelgröße möglich. Es gibt mittlerweile Bestrebungen, das Verfahren abzulösen oder zu ergänzen. Die Absenkung der Partikelgrenzwerte (von EU3 mit 50 mg/km auf EU4 mit 25 mg/km zunächst mal halbiert und künftig von EU4 auf EU5 in 2010 nochmal um den Faktor 5 von 25 mg/km auf geplante 5 mg/km reduziert) erfordert wahrscheinlich ohnehin eine andere Technik. Ist aber noch nicht so weit.

2.) Jedenfalls, wenn Ihr echte Partikelvergleiche zwischen Diesel und Pöl machen wollt, und aussagekräftige Ergebnisse haben wollt (wie Du schreibst), dann macht es aus meiner Sicht Sinn, das bewährte Verfahren auch dafür einzusetzen. Auch deswegen, weil es solche Vergleiche bereits gibt. Eventuell kann man die auf dem Filterpapier angelagerten Partikel labormäßig weiter untersuchen. Damit hab ich mich nicht beschäftigt und weiß nichts dazu. Ist aber eh Dein Fachgebiet?

Noch was, was ich bereits erwähnt habe: Der Abgastest auf der Rolle ist standardisiert. Das Fahrzeug wird vor dem Test mind. 6 Stunden "konditioniert". Das heißt bei 20 bis 30° C Raumtemperatur "ruhend" abgestellt. Der Motor wird erst bei Prüfbeginn gestartet. Im Prüflauf selbst wird von einem Testfahrer ein genau definiertes Geschwindigkeits-Zeit-Profil nach einer Bildschirmkurve mit Soll- und Istverlauf gefahren. Wenn der Testfahrer sich einmal verschaltet, oder kurz nicht absolut konzentriert bei der Sache ist und sein Soll-Fahrprofil verläßt, hat er den Test geschmissen. Und es folgt wieder die Konditionierung. Sowas passiert nicht oft, sonst fliegt der Prüfstandsverantwortliche.

Daher sind absolute Profi-Testfahrer am Werk. Die Meßtechnik ist stationär. Unter diesen Randbedingungen sind die Meßergebnisse gut reproduzierbar und mit anderen vergleichbar. Und: es werden ja nicht nur die Partikel, sondern auch CO, HC und NOx erfasst. Der Kraftstoffverbrauch im Testzyklus läßt sich aus den Ergebnissen auch berechnen.

Selbstverständlich könnt Ihr Euch selber was überlegen, wie so ein Vergleich ablaufen kann. Aber dann werden Leute wie ich, Eure Meßergebnisse anzweifeln, was ja nicht weiter schlimm wäre, soweit es mich betrifft grins. Aber Ihr könnt halt dann leider auch zu keiner Behörde oder Umwelt-Institution damit gehen. Der Vergleich wäre bestenfalls eine Art von Selbstbefriedigung. Oder auch nicht, wenn die Vergleiche für Pöl negativ ausgingen. Dann würdet wahrscheinlich sogar Ihr selber die eigenen Werte anzweifeln zwinker.

3.) Zur AU nochmal: Nicht nur der Ruß trübt das Abgas in der Meßkammer, sondern auch eventuelle Grau- oder Weißrauchanteile, wie ich schon erwähnt habe. Das ist neben den sonstigen gravierenden Unterschieden zur "echten Partikelmessung" oder zur Messung der Schwärzungszahl mit ein Grund für die fehlende Korrelation. Geringe Trübungswerte ganz allgemein, sind nicht immer vorteilhaft, wie Du meinst. Einige Anmerkungen dazu:

Wer sagt denn, daß beim Hochdrehen die Elementfüllung der Pumpe ausreichend ist, wie Du selber schon richtig angemerkt hast. Oder, daß bei einer Verteilerpumpe der hydraulisch betätigte Spritzversteller mitkommt (kein Schwarzrauch, wie Du meinst)? Oder, was ist beim schnellen Hochdrehen mit den Totvolumina in der Pumpe, mit den Druckventilen, den Einspritzleitungen. Oder, jemand hat für die AU die Leerlaufdrehzahl an die oberste Toleranzgrenze und die Abregeldrehzahl an die unterste Toleranzgrenze gestellt. Oder, der Motor wurde kurz vor der AU noch scharf gefahren, so daß die Öltemperatur schön hoch ist.

Oder, der Tank ist nur minimal befüllt, dann ist besonders bei einer Verteilerpumpe die Kraftstofftemperatur (auch ohne Vorwärmung) hoch. Daher ist
die Dichte und die Viskosität des Kraftstoffs niedrig. Die Dichte senkt bei gegebener Pumpeneinstellung unmittelbar die Einspritzmasse an den Düsen. Die niedrigere Viskosität beeinflußt zusätzlich noch über die möglichen Leckverluste bei höherer Temperatur die Einspritzmenge der Pumpe, die ihrerseits wieder direkt auf die Einspritzmasse wirkt.

Damit sollte auch Deine Frage nach besseren AU-Werten mit heißem "Piesel" beantwortet sein, auf die Du mich "festgenagelt" hast. Deine Frage ist allerdings nicht mit den erforderlichen Randbedingungen untermauert: was genau ist "Piesel", wie hoch ist die Temperatur, welche Viskosität, welcher Wagen, welche Pumpe, usw. ...)

Das Thema ist ziemlich komplex, aber an den paar einfachen Beispielen sieht man schon, wie man eine AU relativ leicht bestehen kann, obwohl das Auto eine Dreckschleuder ist.

Aber ich gebe Dir recht, ein gutes AU-Ergebnis ist sicher besser, als ein schlechtes. Ich meinte auch nicht, als ich auf die fehlende korrelation hingewiesen habe, daß "jene Dreckschleudern, die bei der AU durchfallen in Wirklichkeit fahrende Luftkurorte sein können", wie Du mir in die Schuhe schieben willst. Ich weiß aber, daß ein gutes AU-Ergebnis keineswegs ein gutes CVS-Ergebnis bringen muß. Und ein Ergebnis aus einem standardisierten Fahrtest ist halt schon mal mehr wert, als einige kurze "Hochbrüller" mit all den Manipulationsmöglichkeiten und Unwägbarkeiten. Oder siehst Du das anders?

3.) Du fragst nach dem Filterpapier für die Messung der Schwärzungszahl am stationären Prüfstand: Das Filterpapier ist selbstverständlich käuflich. Für die mir bekannten AVL-Smokemeter wird es in Streifenform (ca. 50 mm breit) auf Rollen mit etwa 150 mm Durchmesser geliefert. Die Rolle wird in das Gerät eingelegt. Jede Messung hinterläßt auf dem Papier einen mehr oder weniger hellen oder dunklen Kreis. Eben die Schwärzung durch das Dieselabgas. Nach der optoelektrischen Auswertung wird der Streifen für die nächste Messung vom Gerät ein Stück weiter gezogen.

4.) Die Ricardo-Ergebnisse sind sehr wohl aussagefähig und werden von anderen Messungen, die z.B. VW mal auf einer Abgasrolle im FTP75-Test (amerikanischer Fahrzyklus, anspruchsvoller als der NEFZ) gemacht hat, bestätigt. Auch da ging es um (noch) nicht limitierte, aber gesundheitsrelevante Abgaskomponenten, die mit Rapsöl doppelt so hoch waren, wie mit Diesel. Solche ernüchternden Ergebnisse passen halt nicht zu Euren Erwartungen und dem grünen Umhang. Deswegen bin ich ja schon so gespannt, welche Vergleichsmethode denn letztlich gewählt wird, falls es überhaupt dazu kommt.

Tom Greten hat einen Hinweis gemacht, daß "das Geld zusammen gehalten werden soll". weil er was vor hat. Wenn Ihr Euch von einem Umrüster vereinnahmen läßt und den vielleicht sogar noch sponsert, dann gehen für mich die Uhren verkehrt. Aber vielleicht hab ich das auch falsch verstanden.

Dabei belasse ich es mal und stelle den Text in "Das Beste". Hab den Text sicherheitshalber außerhalb des Forums offline in meinem Browswer geschrieben. Ob es wirklich funzt, weiß ich erst, wenn ich den Text abgeschickt habe, was gleich passieren wird.

Also: Der 1. Versuch nach einer Online-Lesung und -Korrektur der Formatierung war nicht erfolgreich, aber zum Glück hatte ich den modifizierten Text vorher abgespeichert.

Der 2. Versuch folgt jetzt.

MfG Hans F.


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