Re: Dynamische Messung: Kleine Moppeds sind näher an der Prospektangabe


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Geschrieben von Werner am 27. Januar 2018 15:51:41:

Als Antwort auf: Dynamische Messung: Kleine Moppeds sind näher an der Prospektangabe geschrieben von Obi am 27. Januar 2018 14:29:08:

Moin Obi,

vielleicht war das ein ziemlich kleiner Prüfstand - ich bin kein Spezi auf dem Gebiet. Aber normalerweise können die Rollen auf eine Umfangsgeschwindigkeit von 250 km/h gebracht werden, ohne auseinander zu fliegen.

Das Verhältnis der Trägheitsmomente Rolle / Getriebewellen einer 1000er ist ein sehr großes. Im Prinzip wird das einfach nur das gesamte Massenträgheitsmoment durch die Motorenteile erhöht. D.h. sowohl Beschleunigung als auch Auslauf gehen langsamer, als nur mit Rolle. Somit wird auf beiden Seiten die Leistung rechnerisch verschlechtert. Man kann normalerweise am Rechner dafür Faktoren eingeben. Aber das sind nur ganz kleine Abweichungen.

Allerdings ist die dynamische Hochdrehleistung eines Benzinmotors auch durch Trägheiten bei den Gasschwingungen behindert. Das wirkt sich wesentlich stärker aus, als mancher glaubt. Man kann von bis zu vier Umdrehungen ausgehen, also zwei Arbeitszyklen, bis die Leistung halbwegs stabil ist. Dann aber ist die Drehzahl schon wieder eine andere und es paßt nicht.

Aber mal davon ab, ich hatte in der Zeit auch eine 100-PS Maschine und die brachte die Leistung tatsächlich nicht. Ein Freund, der noch eine richtig urige BMW R90S fährt und liebevoll pflegt, war kaum langsamer, als ich. Wer prüft auch sowas nach ?

Meine Kawa war ich schnell wieder los. Der Händler hatte sie einem anderen versprochen (Mist gebaut) und ich bekam mein Geld zurück. Dann habe ich mir die gleiche Maschine als Grauimport für viel weniger Geld gekauft und hatte 115 PS . Diese 115 Pferde gingen aber los, wie der Teufel. Das waren mehr, als nur 15% Unterschiede - gemessen am Popometer.

Meine Vermutung ist, daß die Hersteller die Kisten mit einem Einfachsatz runtergebüxt haben für Deutschland und dabei eben es sehr gut gemeint hatten.

Bei den kleineren Maschinen fällt der Leistungsverlust ja auch viel stärker auf. Da ist es wichtig, ob 17 PS oder vielleicht nur 14 da sind. Ich denke, da hat man einfach genauer gearbeitet. Ich weiß es aber nicht wirklich.

Sobald ein Fahrzeug Leistungen hat, die nicht mehr gefahren werden können, ist dem Strunz eh Tor und Tür geöffnet. Wir haben mal einen Passat Variant 1.9 TDI (der mit der Keilnase) so genau vermessen, wie wir das konnten. Sind also mit mehreren Kollgen (das Auto war damals mein Dienstwagen) mit Stoppuhr bewaffnet über die Autobahn gebraust und haben gemessen. Den Verbrauch haben wir auch so genau festgehalten, wie es eben ging.

Und was kam raus ? Der Motor hatte rund 45% Wirkungsgrad. Sowas gibt's nicht in dem Bereich. Wieso also konnte das Auto so günstig im Spritverbrauch sein? Ganz einfach, der Motor hatte gar nicht die angegebene Leistung. Keilnase schaffte gute 180 km/h, ich glaube es waren 185 mit 90 PS.

Das ist schon ein Widerspruch, denn der cw-Wert dieses Autos war hervorragend und man hätte damit die 200-Marke knacken müssen. Mein alter 1800er BMW lief mit 90 PS auch fast 180. Und der hatte einen cw-Wert, wie ein Spielzeugauto.


Ich sitze ja in der letzten Zeit häufig beim Arzt. Dann schnapp ich mir die Auto-Zeitung und lese über Autos, die ich nie haben werde. Mannomann, hunderte PS und was die alles haben. Wer weiß denn das ? Wer kann das denn überprüfen ?

Selbst, wenn einer sein Auto zum Tuner gibt und nochmal 50PS dazu ordert, wird er leicht Opfer des Tuners, der ihm irgendwas verspricht und hinterher fährt das Auto ein bißchen anders und der Kunde ist stolz und froh. Herz, was willst Du mehr? Da bleibt der Ingenieur bitte draußen, der stört nur.


Gruß

Werner

(der die 100 kW seines Suzikis auch nicht so recht glauben mag)


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