Re: ein Artikel auf heise Autos hierzu, der mMn eine gute Mitte findet


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Geschrieben von Horst E am 23. September 2017 23:59:07:

Als Antwort auf: Re: ein Artikel auf heise Autos hierzu, der mMn eine gute Mitte findet geschrieben von Hanomedes am 22. September 2017 13:39:13:

Hallo Dominik,

"Es wäre die Pflicht der Politik die Grenzwerte so rechtzeitig festzulegen daß sie am Stichtag erfüllbar sind."
>> Technisch waren sie in der Großserie eben noch nicht erfüllbar.

Klar waren sie das. Wenn es überhaupt ein technische Lösung gibt, dann kann die auch in Großserie umgesetzt werden, das ist immer nur eine Frage des Investitionsvolumens und des Stückpreises. Wahrscheinlich hat der Preis noch nicht gestimmt oder Marketing hatte Einwände...

>> daher hätte die Politik nach Deinem Maßstäben ihre Pflicht verletzt.

Wenn nicht Teil A falsch, dann Teil B richtig.

"Die Sache mit dem zu kleinen Tank ist in der Tat eine Rieseneselei"

Das halte ich noch für diplomatisch beschönigend, aber im Prinzip sind wir in dem Punkt wohl einig.

"aber die meisten betroffenen Autos kommen aus der vor SCR Zeit als man die NOX mit sehr hohen AGR Raten heruntergedrückt hatte. Diese hohen AGR Raten sind aber auf Dauer nicht utzbar da der ganze Motor verschlonzt."

Bei dem Skandal ging es aber um Addblue, um Prüfstandserkennung und darum daß die Werte im Fahrbetrieb so stark von den Prüfstandswerten abweichen. Das Verschlonzen ist sicher auch ein Problem, sollte aber nach meinem Verständnis durch Einsatz von mehr Addblue zu kompensieren sein, was man aber wieder nicht wollte.

"Damit hat sie die Automobilindusitrie gezwungen zu schummeln oder zu betrügen."
3. Das ist ganz großer Schwachsinn (…..) betrogen."
>> So einfach ist es halt nicht, s.o.

Doch, es ist einfach Betrug wenn man eine Prüfstandserkennung einbaut und damit falsche Werte vortäuscht. Ich will ja nicht unnötig auf dem Unterschied zwischen Prüfstand und Fahrbetrieb herumreiten, aber das ist ja nicht auf dem Mist der Politik alleine gewachsen, da hat die Automobilindustrie mit Sicherheit ihre Lobbyisten losgeschickt und die Verfahren und Prozesse in ihrem Sinne beeinflusst. Und die wurden auch mit Sicherheit bei der Festlegung der Grenzwerte angehört und hätten alle möglichen Professoren und Gutachter aufgeboten die bestätigt hätten daß die angepeilten Grenzwerte technisch gar nicht einzuhalten sind, wenn das so gewesen wäre.

„Was kann das Elektroauto für den Strommix? Wenn die Politik falsche Entscheidungen trifft und Kohle fördert dann ist der Strommix halt schlecht.
Wenn sich der Strommix verbessert, verbessert sich auch das Elektroauto. Können das die Verbrenner auch?“
>> Das ist keine Schuldfrage, sondern, dass sind die Randbedingungen.

Und wer ist verantwortlich für die Randbedingungen? In dem Fall wohl in erster Linie Politik und Industrie. Der Privatanwender kann nicht sehr viel machen. Photovoltaik auf dem Dach nützt zum nächtlichen Laden erstmal wenig. Ökostromtarif verbessert den Strommix kurzfristig natürlich auch nicht, fördert aber regenerative Energieerzeugung und ist damit langfristig schon positiv.

Da ist es ein Glück, daß das Erdöl freiwillig aus dem Boden kommt und ohne jegliche Umweltbelastung durch die Raffinerie fließt bis zu Tankstelle. Bei Verbrennern wird das meist unter den Tisch gekehrt, bei Elektrofahrzeugen aber gerne wieder hervorgeholt. Wahrscheinlich weil man sonst keine Argumente hat.

>> Wenn Du es besser kannst, nur zu!

Da man es wohl kaum schlechter machen kann als es aktuell läuft, wäre es wohl nicht vermessen von mir zu sagen daß ich es besser könnte.

>> Ja die Verbrenner können das auch

Super, wenn also morgen ein Softwareupdate kommt, dann kann man mit dem Verbrenner von Euro 3 auf Euro 6d updaten? Gemeint sind nicht überarbeitete Neufahrzeuge sondern der ganze Bestand! Wenn alles Elektrofahrzeuge wären, müsste man an den Fahrzeugen gar nichts machen und dennoch würde sich die Umweltbelastung insgesamt verringern, sofern sich der Strommix verbessert.

>> es gibt aktuell wirklich saubere Diesel zu kaufen und getestet werden mit Euro 6d auch die realen Emissionen.

Nur gibt es meines Wissens derzeit kein einziges Modell das Euro 6d zertifiziert wäre und eine blaue Plakette bekäme. Auch die nicht die derzeit mit "Umweltprämie" verkauft werden. Das es Motoren gibt die die Grenzwerte von Euro6d einhalten kann sein, aber ich hätte das dann doch gerne schriftlich bevor ich ein neues Auto kaufe. Sonst ist die Karre im nächsten Jahr vielleicht wertlos.

>> Bei meinem CNG Astra nutze ich die immer effizienter werdende Biogaserzeugung und den regenerativ durch „Power to Gas“ erzeugten Kraftstoff.

Am Biogas ist nur die Herkunft "bio" nicht das Produkt. Ich habe erst neulich einen interessanten Artikel über die Probleme der Biogaserzeugung in Verbindung mit dem großmaßstäblichen Anbau von Energiepflanzen gelesen. Der Verfasser war der Meinung daß mehr Biogas als derzeit produziert wird nicht geht, ja daß es vielleicht schon zu viel ist.
Power to Gas ist allerdings schon interessant, aber erst so richtig wenn man in Bereiche vorstößt die die Herstellung von Flüssiggas oder Flüssigkraftstoffen erlauben. Bei uns gibt es deutlich mehr Ladestationen als Erdgastankstellen, Flüssiggas ist aber inzwischen sehr verbreitet. Aber auch dann hat man immer noch lokale Emissionen durch Verbrenner.

“Genau mit dem Argument geht die Autoindustrie seit jeher auf Mitleidstour. Es ist immer zu früh und immer zu teuer, obwohl letztendlich doch sowieso alles der Kunde zahlt.“
>> Genau, die bösen Ingenieure betrügen aus purer Boshaftigkeit

Nein, das habe ich nie behauptet. Die einen tuen es aus Angst vor den Vorgesetzten die wiederum ihre Anweisungen von geldgierigen Managern bekommen, die anderen denken vielleicht sogar in vorauseilendem Gehorsam daß sie ihre Karriere damit befeuern können indem sie Ergebnisse bringen die erwartet werden, in der Realität aber nicht umzusetzen sind. Mit Boshaftigkeit hat das nichts zu tun, Inkompetenz spielt aber nicht selten eine gewichtige Rolle.

Ich habe das auch schon erlebt.
Ein Produkt wurde geprüft und ich sollte die Fertigungsfreigabe befürworten. Problem war, daß bei der Hochspannungsprüfung immer wieder Ausfälle auftraten.
Also habe ich gesagt: "Da gibt es ein Problem, Hochspannungsprüfung wurde nicht bestanden." Druck vom Fertigungsleiter: "Wir haben Termine und können nicht liefern weil das Labor alles blockiert, bloß weil ein paar der Vorserienmuster noch nicht perfekt sind und ich soll der Geschäftsleitung gegenüber den Buckel hinhalten." Dem war leicht abzuhelfen. Im offiziellen Prüfbericht stand noch am gleichen Tag daß gelegentliche Ausfälle bei der Hochspannungsprüfung beobachtet wurden, dies aber laut Fertigungsleitung ausschließlich dem Vorserienstatus der geprüften Teile geschuldet ist und somit aus Laborsicht sofort mit der Produktion begonnen werden könne. Die Ausschußquote lag dann bei 54% weshalb die Fertigung gleich wieder abgebrochen wurde, nur konnte man sich dann nicht mehr auf das Labor rausreden.

Ein anderer Fall: Ein Steckverbinder versagte bei der Dichtheitsprüfung. Das war nicht gewünscht. Erst wurde versucht die Prüfnorm durch kreative Auslegung abzuändern. Da mußte ich darauf verweisen daß der Prüfablauf in der entsprechenden Prüfnorm für Steckverbinder genau definiert ist und Abweichungen davon zu dokumentieren sind. Dann wurde mir erklärt daß der Wettbewerber den man kopiert hatte ja auch nicht besser wäre als unser Produkt. Da mußte ich darauf verweisen, daß laut Prüfauftrag die Wasserdichtheit entsprechend DIN EN 60529 IPXY geprüft wurde und nicht ein Vergleich mit einem Wettbewerbsprodukt gewünscht war. Ferner machte ich darauf aufmerksam, daß in diesem Fall nicht die Dichtheit entsprechend DIN EN 60529 bestätigt werden könne, sondern Dichtheit im Vergleich zu Produkt XY von Wettbewerber Z und man daher eigentlich auch genau das in den Katalog schreiben müsste, was aber wiederum der Marketingabteilung meiner Ansicht nach eher nicht so zusagen würde, man könnte aber mal fragen. Hab das Produkt nie wieder gesehen oder von der Sache gehört.

>> dabei gibt es längst solche Genies wie Dich der die Probleme mal eben so auf die Schnelle gelöst hätte…

Lösungsweg siehe oben. Nicht ins Höschen machen und auch mal Rückgrat zeigen. Genialität ist dazu gar nicht nötig. Ich gebe aber gerne zu daß das je nach Firmenkultur nicht einfach ist.

Gruß Horst

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