Die Teeniemäuse


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Geschrieben von Funman am 22. August 2017 15:22:05:

Als Antwort auf: Die Weihnachtsmaus geschrieben von Funman am 21. August 2017 12:20:40:

Die Teeniemäuse

Noch eine Geschichte. Ich habe ein russisches Auto in einer Scheune stehen. Auf dem Beifahrersitz hatte ich eine Tüte Em-Eukal
Hustenbonbons liegenlassen. Ein paar Monate später setz ich mich wiederin den Wagen, da sind die Hustenbonbons weg. Keine
Spur mehr übrig, alles sauber. Nur das grüne Einwickelpapier ist noch da, in kleinen Krümeln. Mäuseköttel auf dem Sitz verraten
die Schuldigen. Im Boden des Wagens war ein Loch, in das eigentlich der Ablaufschlauch vom Heizungskasten gehört. Die Mäuse
sind auf das Getriebe geklettert und haben sich durch das ca. 15 mm große Loch gequetscht. Ich hab den Schlauch zurückgetan,
dann war Ruhe. Schon erstaunlich, daß Mäuse das scharfe Menthol vertragen. Offenbar mögen sie alles, was stark aromatisch riecht.

Gegen 20 Uhr war ich noch dort zu Gange, da hörte ich es fiepen und rascheln. Ich habe mich regungslos in den fraglichen Bereich
gestellt und abgewartet. Nach einer halben Stunde kamen die Mäuse. Sie liefen vor meinen Füßen herum und um die Füße. Offenbar
haben sie mich nicht als Lebewesen wahrgenommen. Dort lag ein Netz Kartoffeln, vom Grillen übrig geblieben. Die Knollen waren
angenagt, wirklich gemundet haben sie den Mäusen aber nicht. Und kochen können sie die Dinger ja nicht. Es waren halbwüchsige
Mäuse, im Teeniealter sozusagen, noch nicht ausgewachsen, aber schon flügge. Wie bei den Menschen sind die Jugendlichen auch
bei den Mäusen besonders unternehmungslustig und risikobereit.

Es stand dort auch einer dieser Allzweck-Werkstatt-Staubsauger. Ich sah, wie zwei Mäuse im Schlauch verschwanden. Da hatte ich
die Idee, die Mäuse zu fangen, indem ich den Schlauch über einem Eimer ausleere. Aber ich war zu langsam und ungeschickt. Als
ich den Schlauch aufhob, sprang gleich die erste Maus heraus. Die zweite kam erst zum Vorschein, als ich den Schlauch schon
sehr hoch gehoben hatte. Sie guckte und sah unter sich einen Abgrund, der rund das fünfzehnfache ihrer eigenen Größe tief war.
Sie zögerte einen Moment und sprang dann, und landete halbwegs gut in einigen Säcken.

Ich habe den Sauger geöffnet. Aus dem Faltenfilter fehlten einige Falten. Die waren vollkommen sauber, in Wellenlinien,
herausgetrennt. Außer Mäusezähnen fällt mir kein Werkzeug ein, mit dem so glatte Wellenschnitte möglich sind. Offenbar sind
die Mäuse in völliger Dunkelheit in den Kessel gesprungen, am Filter hoch und haben den abgenagt. Noch erstaunlicher, sie
haben den Ausgang wiedergefunden, der nur durch Springen aus dem Kessel erreichbar ist. Nur durch Probieren müssen sie den
Schlauchstutzen getroffen haben. Als sie in den Kessel sprangen, konnten sie nicht wissen, wie tief der ist und ob sie
jemals wieder zurückkommen. Die Mäuse sind unheimlich mutig.

Ich beschloß, die Mäuse zu fangen und improvisierte eine Falle. Ich habe einen Emaillieeimer aufgestellt, eine Scheibe Brot
als Köder hineingelegt und eine Holzleiste vom Boden zum Rand des Eimers gelegt, als Auffahrrampe sozusagen. Dann hab ich
wieder gewartet. Die Mäuse kamen und untersuchten den Eimer. Schnell haben sie die Rampe entdeckt und liefen auf dem Rand
des Eimers rundherum. Wie im Slapstickfilm drehten sich zwei Mäuse um, prallten frontal zusammen und fielen beide in den
Eimer. Schnell wurde ihnen bewußt, daß sie in der Falle sitzen. Sie stießen anhaltende, kläglich fiepende Laute aus. Alle
Mäuse in einem Radius von ca. 2 Metern liefen zum Eimer und versuchten, ihre Kollegen zu befreien. Einige liefen um den
Eimer herum und suchten einen Eingang. Andere liefen die Leiste hinauf und guckten hinunter. Eine Maus hängte sich mit den
Hinterbeinen an den Rand des Eimers, ließ sich kopfüber hinunter und streckte eine Vorderpfote den Eingeschlossenen entgegen.
Diese sprangen und versuchten, die Pfote zu greifen. Dies mißlang zuerst, weniger wegen der Sprunghöhe, mehr wegen der
Zielgenauigkeit. Dann formte die hängende Maus ihren Schwanz zu einem Haken, hängte sich damit an den Rand des Eimers und ließ
sich so noch ein paar cm weiter herab. Jetzt gelang das Manöver, die springende Maus griff die Pfote und die hängende zog
den Kameraden blitzschnell nach oben heraus. Kurz danach war auch die zweite Maus geborgen.

Die Mäuse scheinen ein kurzes Gedächtnis zu haben. Schon eine Viertelstunde später war die Gefahr und die Rettung offenbar
schon wieder vergessen. Die Mäuse kamen erneut und sprangen jetzt absichtlich in den Eimer. Einige schafften es mit Anlauf
und mehreren Versuchen auch wieder, herauszuspringen. Die Höhe so eines normalen Eimers scheint für die Sprunghöhe von
Feldmäusen gerade grenzwertig zu sein. Ich habe mir das Treiben noch ein Weilchen angesehen und bin dann nach Hause
gegangen. Am nächsten Morgen waren einige Mäuse im Eimer. Das Brot war weg, statt dessen waren reichlich Köttel vorhanden.
Ich habe die Mäuse auf ein Feld getragen und dort ausgeleert. Sie stoben sofort in alle Richtungen auseinander. In der
folgenden Nacht habe ich genauso noch weitere Nachzügler gefangen, dann war Ruhe. Alle Mäuse waren offenbar ein Wurf.
Die Mutter habe ich auch kurz gesehen, die war mehr als doppelt so groß wie die Teenies.

Gerfried Jost von Hausmaus.at meint, daß die Mäuse nur versehentlich in gut getarnte Fallgruben fallen. Nach meinen
Erfahrungen bin ich da anderer Ansicht. Die Mäuse springen absichtlich hinein. Offenbar sehen sie keine Gefahr, da es in
der Natur keine Gruben gibt, aus denen sie nicht problemlos wieder herauskommen könnten. Laufen, klettern oder zur Not
herausgraben. Wer also eine Lebendfalle bevorzugt, dem kann ich die Eimermethode nur empfehlen. Bei ernsthaftem Bedarf
sollte es ein relativ hoher Eimer sein, 35cm ist grenzwertig, 40cm sollten es mindestens sein, um ein Herausspringen
zu verhindern.

Übrigens, Hausmaus.at geht demnächst vom Netz.

Grüße, Hajo

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