Gleichdruckvergaser als Anfahrhilfe


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 02. April 2017 11:30:55:

Als Antwort auf: Re: Ich verstehe nicht . . .. geschrieben von Jockel am 01. April 2017 20:52:47:

Moin Sir,

ich zitiere aus Deinem Beitrag:

"Steht der Kolben bei voll geöffneter Dk und entsprechend Drehzahl wirklich kpl. offen, egal ob nun 5000 oder 10.000 UpM anliegen?"

Ja, das tut er. Wir wollen uns mal nichts vormachen. Diese Vergaser sind ein Relikt aus Tagen, wo man über eine einfache Lösung nachsann, dem Fahrer das Anfahren zu erleichtern. Wenn du mal eine alte Honda 500 four in die Finger kriegen solltest, fahr mal ! Ist ein Erlebnis ! Wenn Du den Motor unterhalb von 3000/min ganz aufmachst, ist der einfach weg. Da kommt gar nichts mehr, außer einem orgelnden Luftfiltergeräusch. Du drehst also wieder zu und päppelst den Motor mit max. Drittelgas, bis er Drehzahl hat. So ab etwas 4000/min geht er dann, bei 5000/min liegt das Gas sicher an und bei 10.000 fühlst Du Dich in einem alten Formel1, nur eben deutlich langsamer . . . .

Die 600er BMW, die seinerzeit die Standardmaschine für die Polizei war, hatte keine Gleichdruckvergaser und die Polizisten mußten erst lernen, wie man die fährt. Dafür gab es interne Kurse. Die Vergaser waren größer, als bei der 500er, die verschluckfrei aus dem Drehzahlkeller kam (und auch sonst traumhaft schön lief!). Bei der 750er dann mit den dicken Pötten hat man es dem Kunden einfach nicht mehr antun wollen und Gleichdruckvergaser montiert. Die BING-Dinger waren aber nicht ohne Probleme und nach 20.000 km kannte eigentlich jeder seine Vergaser auch von innen und hatte evtl. auch schon mal die Membrane wechseln müssen.

Die Beschleunigerpumpe, die in Fallstromvergasern von Autos zum Einsatz kam, war kein guter Ersatz für die Gleichdruckvergaser, weil an den Autovergasern fast immer mindestens vier Zylinder gezogen haben und doch rel. bald für Strömung gesorgt haben. Bei einem waagerechten Saugrohr und nur einem Zylinder pro Vergaser und auch noch sehr groß bemessenen Querschnitten besteht die Gefahr, daß die Pumpe den Schnaps einfach ins Saugrohr wirft und bei hektischer Gashand dort eine Pfütze erzeugt, die später, wenn richtig Geschwindigkeit herrscht, als Ganzes in den Brennraum getragen wird.

Außerdem sind Beschleunigerpumpen für Zweiräder zu kompliziert gewesen. So sann man auf Abhilfe und die wissenschaftliche Bezeichnung "constant velocity" wurde erst später werbewirksam hinzugefügt. Der Fahrer freute sich über das einfache Anfahren und glaubt nun, eine Automatik kümmere sich um alles.

Tatsächlich sind das aber nur die Übergangsbereiche.


Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]