Re: warum musstest Du noch mal Kalkputz aufziehen?


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Geschrieben von marcel-der-franzos am 04. Februar 2017 15:33:48:

Als Antwort auf: warum musstest Du noch mal Kalkputz aufziehen? geschrieben von Johannes D am 03. Februar 2017 07:56:37:

Hallo,

dann will ich mal wieder in die dunkle Zeit abtauchen und erklären, was ich erlebt habe. Jeder kann dann selbst seine Schlüsse daraus ziehen.

Ich habe Ende Oktober mit dem Verputz eines Neubaus begonnen, der in Bims ausgeführt wurde.
Der Chef einer Verputzerfirma selbst hat mit gearbeitet (normalerweise macht er anderes Zeug) . Er hat aber zu dick aufgetragen. Die erste Schicht war mit ca. 15mm so stark, dass 40% der Flächen geschüsselt haben/sind. Da reißt der Verputz Handflächengroß ein, und zieht sich an den Rissflächen ein /schüsselt. Darunter ist der Verputz hohl. Nur die Mitte hält alles an Ort und Stelle. Drückst du auf eine Ecke (der handtellergroßen Fläche) dann knackt es, und der ganze Brocken fällt heraus.
So konnte ich nicht ganz die Hälfte neumachen. Wir sind vor Weihnachten komplett fertig geworden und dann für 8 Tage zu den Schwiegereltern gefahren.
Während dieser Zeit gab es 2 mal Sturm mit Schlagregen.
Das Haus sollte außen erst verputzt werden, wenn sich Setz-und Trocknungrisse der Mauerwerks fertig ausgebildet haben. Außen war also noch kein Verputz drauf. Nun hat der Wind den Regen durch das geklebte Mauerwerk geblasen/gedrückt und 70% der Regenseite des zum zweiten mal fertigen Verputzes abgewaschen. Ja richtig bis zum Boden. Ich hatte nicht weit von 10.000L Wasser im Haus stehen , und nun wurde es kalt. Unter null Grad auch am TAge. Da trocknet es nicht so gut. Also Heizlüfter und 2 Trockengeräte über 3 Monate laufen lassen. 90 Tage à 9kW à 24h.
Dennoch ist mir die Komplette Decke des Dachs und etwa die Hälfte der Wände geschimmelt. zwischen 2 und 20mm dick.
Den Schimmel konnte ich nach einem wertvollen Tipp für 12 Euro beseitigen. Dann wurde teils zum dritten Mal die Regenseite neu verputzt, und die Oberfläche im ganzen Haus gerieben, bis sie uns in der Struktur gefiel. Im Frühjahr habe ich die Außenwände mit Luftkalk verputzen lassen in Fresko-manier (feucht in feucht) samt 3 maligem Tünchen mit Sumpfkalkfarbe. In einer Woche war die Hauptarbeit getan.

Im Herbst ging es dann an die Farbgebung des Lehmverputzes. Und da traten die schon erwähnten Probleme auf. Wir haben es nicht geschafft, eine Farbe zu finden, die den Handwischtest bestanden hätte. Von der gestrichenen Wand sollte sich kein Sand lösen, wenn mit der Hand darüber gewischt wird.

Zwischenzeitlich waren meine Ideen und Ziele nicht mehr bei allen Mitgliedern der Familie gerngesehen. Es hat ja auch so manches nicht geklappt. Auch der Außenputz bestand den Wischtest nach 4 Monaten nicht.
Das gab sich aber mit den Jahren...

Also haben wir das komplette Haus im Innenbereich mit einem Haftgrund gestrichen (kein neumodisches Zeugs) und dann alles mit einem Kalkputz (ca 3 bis 5mm) versehen und dann mit dem Schwamm gerieben. Diesmal kein selbstgemachter Verputz, sondern was von Baumit.

Im Winter gab es dann noch eine kleine Überschwemmung im Keller weil ein Schlauch geplatzt war. Das Wasser ist auch nur gute 20cm hoch in den Verputz gezogen.
Ein ähnliches Ereignis (ohne Schlauchplatzen) ist dann 1 Jahr später wieder passiert, da war der Schaden aber nicht so groß.

Daher mein Resumée:
Schadenstolerant sollten alle Baustoffe sein. Schadenstolerant!
Lehm wird wieder plastisch bei direktem Kontakt mit Wasser.
Kalkputz nicht, der Trocknet ohne Schaden wieder. Wenn er ausschliesslich mit Luftkalk hergestellt wurde, dann geht das richtig schnell. Den Kapillaren sei dank.
Die Aussenwand ist mittlerweise fest, und hat nicht den geringsten Moos oder Flechtenbesatz. Einige, die mit angefangen haben (vor 6 Jahren) könnten schon mit dem Streichen anfangen. Ich gebe zu, fast alle die, die auf Stryrodur oder -por verputzt haben.

Wenn du dir die Kosten anschaust, dann dürfte der Kalkputz nicht schlechter dastehen als gelieferter Lehm. Wenn du den Kalkputz selbst machst, solltest du von dem übrigen Lehm was in den Sand dazugeben. Es ist fast nicht möglich einen gesiebten Sand zu bekommen. Die sind alle gewaschen, und da fehlt dann das "Feinkorn" . Den angemischten Luftkalkverputz kannst du ewig stehen lassen, genau wie Lehm. Er muss nur immer von Wasser bedeckt sein. keine 10cm. 3 mm reichen. Beim Trocknen musst aber viel langsamer vorgehen, bei verwendung von Luftkalk. der braucht zum Härten Wasser (mit der Sprühfalsche zersteubt ) und CO2.

Nun noch was zum Lehmverputz: der war von Hock in Bigpacks mit Sand 1mm ohne Stroh trocken abgefüllt. Jetzt nennt sich deren Lehm anders. Vielleicht ist noch immer das selbe drin.

So nun habe ich wieder 1h Bsüschada gespart

Grüsse und schadensfreien Baufortschrit

Marcel

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