Re:unter anderem: Fleischtöpfe im Wandel der Zeit und Vieles mehr


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von r.lang am 01. Januar 2017 10:30:32:

Als Antwort auf: Fleischverzehr geschrieben von Hanomedes am 31. Dezember 2016 16:19:15:

Hai Dominik,
ein erfolgreiches zufriedenstellendes friedliches Jahr 2017 wünsche ich Dir und allen Lesern dieses Beitrages.

Das mit dem Hausschwein als Nahrungsverwerter und Nahrungsspeicher war in der bäuerlichen als auch Bürgerlichen Gesellschaft an der Tagesordnung. Speisen wurden aus dem Nahrungsangebot der jeweiligen Jahreszeit meist frisch zubereitet.

Reste der Mahlzeiten konnten nur schwierig aufbewahrt und später verwertet werden. Im Winter, eher im Sommer es so Kühl zu halten, dass die Milchsäureentwicklung bis zur Verwertung gebremst war, war eher nicht möglich.

Daher lag die biologische Verwertung über Nutztiere nahe. Daher wurden in der vorindustriellen Zeit wenn möglich Nutztiere zu diesem Zweck gehalten. In Frage kamen da Schweine, Ziegen, Geflügel, Hunde als Zugtiere und zur Schädlingsbekämpfung auch Katzen.

Ich habe vor ca. 35 Jahren ein Stadtquartier, das baulich so gestaltet war, dass es alle diese Bedürfnisse decken konnte, in der Altstadt erworben und saniert. Dabei fiel mir auf, das im Hinterhaus das Erdgeschoss als Stall genutzt wurde. Die Aussenmauern sind derartig versalzen, das man jährlich mehr als genügend Salpeterkristalle von der Wandoberfläche abkehren kann. Das Hinterhaus ist an die in diesem Teil noch fast im Orginal vorhandene Stadtmauer (Höhe ca. 6 - 8m,Breite bis zu 2m) angelehnt.

Eventuell dazugehörige Wirtschaftsgärten lagen vor der Mauer. Von diesen ist jedoch heute nichts mehr vorhanden.

Über dem Erdgeschoss im Hinterhaus war eine Holzbodendecke eingezogen, die als Tenne für Heu und Stroh genutzt worden war. Im ersten Stock gab es nur eine große "Holztür" zum Innenhof durch die das Lagergut in den Raum transportiert werden konnte. Da es damals keine Pressballen gab, konnte man das mit einem Fuhrwerk angelieferte Gut mittels Heugabel auf die Tenne gabeln. Genügend helfende Hände waren in den Mehrgenerationenfamilien vorhanden, wenn nicht gab es Dienstgesinde.

Dazu muss allerdings bemerkt werden, das in der Stadt in dieser Zeit das Reichskammergericht angesiedelt war, und daher ein gewisser Wohlstand in der Stadt herrschte.

Bei meinem Haus war im Erdgeschoss ein Schankraum eingerichtet, und aus Überlieferungen wird behauptet, dass diese Kneipe die Bezeichnung "zm letzten Heller" trug. Das ist gut vorstellbar, denn das Haus lag in der Nähe des nach Süden gerichtetem Stadttor. Die Stadt liegt an einem Ferntransportweg von Nordwest kommend an einer Stelle wo der das Tal trennende Fluss mittels Brücke zu queren war. Ca. 80 km vor Frankfurt war das ein Platz an dem die Waren auch zwischengestapelt wurden um dann in 2-3 Tagesetappen nach Frankfurt auf dem Markt gebracht zu werden.

Wie also zu erkennen, war es damals den Möglichkeiten der Zeit angepasst recht effektiv organisiert. Fleisch war damals ein wertvolles Gut das sich nur lebend längere Zeit aufbewahren lies. Dem entsprechend sparsam wurde damit auch gehaushaltet.

Damals gab es in der Innenstadt noch Bäcker, Fleischer, Brauereien, Mühlen und sonstiges Handwerk das Waren des gesellschaftlichen Bedarfes vor Ort herstellte und anbot. Bauern die die Region versorgten bewirtschafteten Gutshöfe ausserhalb der Stadt. In der Stadt gab es jedoch auch Bauerngehöfte, die den Bedarf der Fernverkehre anboten. Da waren dann meist Gasthöfe für Mensch und die Zugtiere die teilweise ausgetauscht bzw. als Vorspann zur Überwindung von Steigungen auf den Fernreisewegen benötigt wurden.

Soviel zu der Zeitepoche vor der Industriealisierung. In der Region wurden abbauwürdige Erzvorkommen gefunden, und als der Bedarf an Rohstoffen stieg, wandelte sich die Gesellschaftsstruktur der Region und in der Stadt erheblich.

Die meist dem Landadel gehörenden Erzlager wurden erschlossen, und boten viele neue Arbeitsplätze in der Region. Es wurden leistungsfähigere Verkehrswege zum Transport der Rohstoffe ins Siegerland und Ruhrgebiet benötigt und gebaut. Das hatte auch erhebliche Folgen für die Region und die Stadt.

Alle mittelalterlichen Strukturen waren davon betroffen. In der Stadt entwickelte sich erste Industrien zur Veredelung der Rohstoffe, um den Wert der Produkte so zu erhöhen, dass die Transportkosten dem Transportbedarf angepasst werden konnten. Es entstand zunächst ein Wassertransportweg für die Erze und Rohstoffe aus der Region mit Anschluss an die Ferntransportwege wie den Rhein.
Antrieb für die bis zu 200to tragenden Lastkähne waren Treidelpferde und Knechte. Mit Aufkommen der Eisenbahn wurden Verkehrswege geschaffen die den Transportnotwendigkeiten angepasst entlang der historischen Transportwege die Transportkapazitäten erheblich ausweiteten.

Der Wandel der mittelalterliche Stadt zu einem Industriestandort der Grundstoffindustrien rettete die Stadt nach einer Pleite, und es wandelte sich alles was bisher in dieser Stadt über viele Generationen aus Bedarfen entstanden war. Es wurde eine regionale Gasversorgung aufgebaut, Elektroenergie die regional in Kohlekraftwerken* erzeugt wurde hielt Einzug, die Verkehrswege wurden den immer leistungsfähigeren Transportgeräten angepasst.
Die Versorgungssituation ändert sich durch neuartige Versorgungsstrukturen. Kühlen war inzwischen ganzjährig möglich, damit auch eine Vorratshaltung von leichtverderblichen Gütern.

Die Stadtgesellschaft als auch die umliegende Region erlebten über mehrere Generationen einen erheblichen Wandel. Autos erreichten die Region und erforderten die Erweiterung der Verkehrswege. Die Versorgungsstrukturen änderten sich erheblich, und sind bis zu den heutigen Tagen in ständigem Wandel. Verbraucher nahe Läden des täglichen Bedarfs sind durch Verbrauchermärkte auf der grünen Wiese verdrängt worden, man hat kaum noch eine Möglichkeit sich Wohnort nah mit dem Grundbedarf zu versorgen. Das Hausschwein ist ausgestorben, dafür hat das in der Region gebrauchte Fleisch im Mittel mehrere hundert Kilometer lang Transportwege hinter sich. Der Energiebedarf für eine derartige Versorgungsstruktur ist erheblich, ob er auch in Krisenzeiten darzustellen ist werden wir in naher Zukunft erfahren dürfen.

Der individuelle Mobilitätsbedarf ist ebenfalls einem starken Wandel ausgesetzt, mit öffentlichen Mittel geförderte ÖMV-Angebote können den Bedarf nur rudimäntär decken. es bleibt zu viel Bedarf übrig.

Inzwischen ist unübersehbar, das sich die Gesellschaftsstruktur in Richtung nachindustrielle Gesellschaft weiterentwickelt. Es sind fast geschlossene Parallelgesellschaften entstanden die an Babylon erinnern.

Die Rohstoffveredelungsbetriebe und die sekundären Manufakturen und Industrien haben und erleben und erleiden zur Zeit (seit etwa 35 Jahren) in einer atemraubenden Geschwindigkeit den Wandel der Technik wie Industrie 4.0 und Globalisierung ,bei der die Menschen kaum Chancen haben dem Wandel zu folgen.

Losgrösse 1 ist bei Zulieferdienstleistern häufig anzutreffen. Zuzuliefernde Massenprodukte werden auf hochentwickelten Automaten mit minimalem Aufwand an menschlicher Arbeitskraft gefertigt.

Ich kann die Glaskugel polieren so oft ich will, es will sich kein plausibles Bild zeigen, das die Entwicklung der zukünftigen Gesellschaftssituation abbildet. Alles was zu zukünftigen Entwicklung geschrieben werden könnte, wird die Zukunft nur unzureichend darstellen können.

Selbst bin ich inzwischen aus dem bezahlten Erwerbsleben aus Altersgründen heraus, und mache mir Gedanken wie sich die Gesellschaft in den nächsten 25 - 30 Jahren weiterentwickeln wird. 30 Jahre das ist nicht viel, das sind gerade mal 7,5 Wahlperioden.

Von daher wird die Restlebenserwartung eine spannende Zeit.

Ich habe mich auf das Abenteuer nachhaltige Energiegewinnung eingelassen. Techisch gesehen hat die PV-Anlage bisher all meine Erwartungen übertroffen.

Politisch gesehen bin ich leider an einer Leimrutte kleben geblieben.

Bisher sind nur etwa 20% der möglichen Kapazität realisiert, die Nutzung der restlichen 80% wird politisch zur Zeit noch bestraft. Statt die Deckung des regionalen Mobilitätsbedarf zu ermöglichen, in dem man das politisch statt zu behindern, sinnvoll fördern würde. Derartige Aktivitäten könnten regionale Erwerbsarbeitsplätze schaffen.

Doch wenn ich Es strategisch betrachte, wird ein politischer Wandel und der Technische Fortschritt in naher Zukunft die Möglichkeiten der nachhaltigen Energiegewinnung und Deckung des persönlichen Energiebedarfes effizient sicher stellen. Wobei sich der Bedarf auch noch stark wandeln wird.

Wie sich die Versorgung mit den Gütern des täglichen Bedarf weiterentwickeln wird, nun auch da kann ich nur spekulieren.

Trotz allem, nur wenn wir einen friedlicheren Umgang in der globalen Gesellschaft realisieren, können die Probleme der Zukunft effizient gemeistert werden.

Leider sind in unserer Region zu viele Arbeitsplätze von wehrtechnischen Erzeugnissen (Stahlveredelung,techische Optik,Versorgungslogistik für Militärische Bedarfe) abhängig. All diese Betriebe werden als verlängerte Werkbänke betrieben. Das bedeutet, dass Entscheidungen aus der Ferne einwirken und das Wertschöpfung des wirtschaftlichen Handelns der Region entzogen wird.

Das hat leider Tradition in der Region.

Es gäbe noch viele Details zu untersuchen und auf die Zukunftsfähigkeit zu diskutieren, ich bin mir nur nicht sicher ob dies erwünscht ist. Von daher wären
ein paar Hinweise von meiner Seite erwünscht. Um den Zusammenhang zu Pöl herzustellen, aus meiner Sicht werden Energiespeicher wie Pflanzenöl zukünftig zunehmend ein Rolle spielen. Über die Ausgestaltung und Weiterentwicklung dieser Eigenschaften kann man eigentlich nur dann sinnvoll schreiben wenn man die Bedarfsstrukturen genauer untersucht und dargestellt hat.

Freundliche Grüße

rainer

PS: * Diese regionalen Kraftwerke sind inzwischen verschwunden, es gibt nur noch
stark verfallene Gebäude die von der Natur zurückerobert wurden. Fremde würden den ehemaligen Verwendungszweck kaum noch erkennen können. Die elektrische Energieversorgung der Region erfolgt über mehrere Hochspannungsverbundleitung. In windgünstigen Standorten werden zunehmend Windmühlen aufgestellt. An Tagen mit großer Sichtweite (>100 Km) kann man erkennen das der Horizont relativ dicht damit bestückt worden ist.

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