Also saugseitige Drosselung ? und noch ein Döntje aus dem Leben


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Geschrieben von Werner am 31. Mai 2023 10:32:51:

Als Antwort auf: Pumpsichere Turbolader geschrieben von huebi am 31. Mai 2023 04:02:20:

Hab mir mal auf die Schnelle ein paar Bilder angeschaut, aber nicht gesehen, wie die das machen. Auf jeden Fall pumpt dieser Lader auch, wenn keine Regelung es verhindert.

Für meinen Neverbuilt-Diesel wollte ich auch eine Drallregelung am Eintritt des Spülgebläses vorsehen. Erstens wird dadurch der Energieverbrauch im Teillast gesenkt, und zweitens wird der Motor in dem Bereich dann nicht überspült, sondern behält immer etwas Abgas im Zylinder => die sog. interne Abgasrückführung.

Das Stichwort ist das sog. Geschwindigkeitsdreieck. Die Profs lehren das und die Studies lernen es auswendig. Nur ganz selten wird mal wirklich gezeigt, was am Verdichtereintritt passiert. Das ist schade, weil die Sache dadurch meist sofort klar wird. Für die Auslegung braucht man das natürlich, damit man den Schaufelwinkel berechnen kann, aber der Schritt der Anschaulichkeit wird von den Experten meist übersprungen.


Die Gichtgebläse für die Stahlindustrie haben pumpstabile Kennlinien. Nachdem die alten Gichtgebläse von früher (also die Rootslader) nicht mehr verwendet werden, hat man Kreiselgeblöse mit Schaufelwinkeln, die auch den Nulldurchfluß vertragen, ohne dass die Strömung abreißt.

Solche Gebläse hatten wir als Feuerungsgebläse für die Wasserbadverdampfer. Sie vertrugen 5 Minuten Lauf gegen geschlossenen Schieber, wurden dann aber so heiß, dass die Lagerung Schaden nahm. Gelegentlich hat der Betreiber nicht aufgepasst und die Dinger liefen zwei Stunden ohne Durchfluß. Man konnte dann die Schallschutzkammer, in der sie untergebracht waren, nicht mehr betreten, so heiß war es da drin.

Werner der Pfiffige, hat dann einen Temperaturfühler im Blechgehäuse unterbringen lassen, der ab 65 °C ein Abblaseventil (mit Schalldämpfer) öffnete. Ich war damals selbst überrascht, wie gut die Idee funktioniert hat.

Aaaaaber, als ich eines abends allein auf der Baustelle war und mit der Feuerung gespielt habe, hat sich folgendes zugetragen: ich war dabei, die richtigen Stellungen der drei Luftklappen für die Feuerung zu justieren. Der Brenner war dabei ausgeschaltet, ich habe also nur Luft gepustet. Die Sekundärluftklappe war so groß, dass sie nur in kleinen Stellungen geöffnet werden konnte, um die Flamme nicht regelrecht auszupusten.

Was hatte ich nicht bedacht ? Es gibt zwei Pumpgrenzen, wovon die eine in der Praxis kaum Bedeutung hat. Steigt der Luftstrom zu stark an, reißt die Strömung auf der Vorderseite der Schaufeln ab. Pumpstabile Gebläse können, wenn sie keinen Gegendruck mehr sehen, durchaus in diese Situation kommen. Und so geschah es: der Positioner fuhr durch meinen Eingriff die Klappe komplett auf und das Gebläse begann zu poltern. In diesem Zustand strömt nix rückwärts, sondern die Strömung reißt ab, die Geschwindigkeit nimmt ab, die Strömung liegt wieder an, die Geschwindigkeit nimmt wieder zu. Man spricht bei Wasserpumpen auch von Überlastkavitation.

Jetzt mußt Ihr Euch vorstellen, dass solche ein Gebläse mit 150 kW Antriebsmaschine eine enorme Schwungmasse hat und die Luftkanäle im Grund nur aus Blech bestehen. Die Drücke sind sehr gering. Das Blech scheppert also gewaltig und die Blechverkleidung der Schallschutzkabine gleich mit. In der Sonne spiegeln sich die wabbelnden Bleche - kurz, der Lärm und das Gewackel erzeugen eine Menge Streß . . . . .

Ich hätte die Klappe sofort wieder schließen sollen, es wäre nichts passiert, aber im Schreck habe ich das Gebläse ausgeschaltet.

Höhööö, die Pumperei fuhr in der gleichen Frequenz, wie das auslaufende Gebläse runter - bis zum bitteren Ende. Es rappelt und klappert vernehmlich, der Gegendruck, der sowieso schon fast Null war, sinkt noch weiter und die Riesenschwungmasse sorgt dafür, dass der Herr Inbetriebnehmer wie ein aufgescheuchter Hase hin und her rennt.

Nach ungefähr 90 Sekunden hatte es sich dann ausgescheppert. Der Puls kam langsam runter, erstmal an einen Busch pinkeln, sieht ja keiner, issja keiner da. Und dann erstmal schauen, ob alles heile geblieben ist. Nix zu sehen, Glück gehabt, Bleche scheppern halt, die meinen das nicht so.

Ja, und das war die Geschichte von der zweiten Pumpgrenze, die sich mir sehr fest eingebrannt hat. Aerodynamisch könnte man sagen, dass war der Strömungsabriß im Rückenflug. Im Protokoll habe ich diesen kleinen Vorfall nicht erwähnt.

Gruß

Werner

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