D-Anteil


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Geschrieben von Werner am 23. Mai 2023 00:21:51:

Als Antwort auf: Re: Der Lader im PRG...Sammelantwort geschrieben von Joachim S am 22. Mai 2023 21:37:10:

der D-Anteil einer Regelung reagiert nur auf Istwert-Änderung. Es ist also mit dem D-Anteil alleine unmöglich, eine Regelung aufzubauen. Dieser Anteil orientiert sich in keiner Weise am Sollwert, sondern nur an der Istwert-Änderung.

Vielfach wird angenommen, dass der D-Anteil Schwingungen dämpft. Das ist nicht so oder nur teilweise richtig. Gedacht ist der D-Anteil dazu, dass Istwerte, die sich durch äußere Umstände ändern, durch diesen Anteil kompensiert werden. Er ist nicht dazu gedacht, von der Regelung induzierte Schwingungen zu dämpfen. Meist passiert sogar das Gegenteil.

Wenn also der Ladedruck beim Gaswegnehmen zusammen bricht, wird der D-Anteil sofort schließen, weil er ja diese rapide Änderung vermeiden will. Also die Schaufeln "knallen" zu. Wenn sich dadurch spontan wieder Druck aufbaut, werden sie auch wieder geöffnet - möglicherweise in dem Takt, den wir hören. Das hängt von der Verstellgeschwindigkeit ab und von der Dauer, wie sich der Ladedruck aufbaut.

Trotz allem fällt es mir schwer zu glauben, dass der in der Drehzahl abfallende Lader das überhaupt noch schafft. Aber gut, sei es drum.

Wenn der Lader beim Zumachen bis über den Regeldruck kommt, dann kann man doch gleich die Geschlossenstellung etwas verändern. Wozu das die Regelung machen lassen mit all den Schwierigkeiten ?

Der D-Anteil wird noch etwas anderes fieses machen. Beim Gasgeben gefällt ihm der rasche Druckaufbau nicht und er öffnet die Schaufeln schon vorzeitig, damit sich das Drehmoment ganz allmählich aufbaut und der Antriebsstrang geschont wird. Das hat den Vorteil, dass die Reifen nicht durchdrehen und der Beifahrer keinen Streß kriegt - jedenfalls wenn es einer wäre, wie ich.

Ein Rallye gewinnen klappt damit allerdings nicht. Ich schrieb ja schon, das ist was für Güterzüge.

Beim Gaswegnehmen hält der D-Anteil den Ladedruck noch so lange, wie möglich hoch und beim Gasgeben verzögert er ihn. Was jetzt programmiert ist, weiß ich nicht, aber wenn kurz vor dem kompletten Schließen des Organs die Kennlinie anders wird, also pro Prozent Verstellung der Druckaufbau schneller vonstatten geht, dann kann das in dem Bereich durchaus Schwingen, während es im Normalbetrieb nicht schwingt. Und der D-Anteil ist dagegen machtlos, kann das sogar verstärken, weil er grundsätzlich immer erst verzögert eingreifen kann.

Wenn der Regler einen vernünftig dimensionierten P-Anteil hat, fällt der Ladedruck auch nicht bis ins Bodenlose, sondern die Schaufeln schließen unterhalb eines gewissen Druckes komplett. So kann dann auch der Druck sehr schnell wieder aufgebaut werden. Die feine Abstimmung mit dem darüber gelegten I-Anteil bringt dann den genauen Druck. Bei schnellen Änderungen wird der Druck etwas schwanken, aber die Frage ist, ob das so schlimm ist.

Es gibt auch Regler (es gibt ja nichts, was es nicht gibt), die abhängig von zu definierenden Bereichen die Anteile abschalten oder verkleionern etc. Ob das bei dem Gerät geht, weiß ich nicht. Aber zum Anfahren schwieriger Prozesse haben wir das an der Siemens-Steuerung schon gemacht. Das System weiß dann, es befindet sich weit außerhalb des Sollbereiches und macht es dann anders.

Früher wurde das händisch nach Erfahrung gemacht. Anlage hochfahren, Stabilität herstellen und dann auf Regelung. Geht beim Auto nicht, deshalb wird ja dort auch mehr gesteuert als geregelt und die "Erfahrungswerte" in Tabellen abgelegt. Die klassische Regelungstechnik ist für solche Dinge eigentlich nicht gemacht.

Leg den Anteil mal tot und fahr vorsichtig, damit kein Überdruck entsteht und dann gehst du auf Null. Wenn dann das Gezwitscher weg ist, ist der D-Anteil höchstwahrscheinlich der Verursacher. Damit wäre auch klar, warum das noch in Bereichen unterhalb des Solldrucks so passiert. Denn der reagiert ja nur auf die Änderung und nicht auf den Absolutwert.

Sehr spannend das ganze: schade, dass ich nicht dabei sein kann . . .

Gruß

Werner

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