Der gestauchte Modellmotorkolben


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Geschrieben von Werner am 20. März 2023 16:03:42:

Als Antwort auf: Re: Du solltest ihn kaltmachen! geschrieben von Manuel [ER] am 20. März 2023 11:14:21:

wie funktioniert den so was? Schraubstock und Mikrometerschraube ? Noch nie gehört - was aber nichts heißen muß.

Die Abdichtung zwischen Kolben und Zylinder wird beim Modellmotor durch das Öl erzeugt und nicht durch Ringe. Größere Motoren haben gelegentlich einen Ring, die richtig großen, mit Benzin betriebenen Motoren, haben Kolbenringe, fallen aber nicht mehr in die Kategorie Modellmotoren, sondern laufen unter Kleinmotoren. Die Grenze ist nicht genau definiert, man kann aber sagen, alles unter 15 ccm ist noch Modellmotor, der Kleinmotor fängt dann so bei 35 ccm an - vielleicht schon was eher.

Den ringlosen Kolben zu stauchen, stelle ich mir extrem schwierig vor. Er sollte rund bleiben, wird an einer Stelle dicker, die man gar nicht will, nämlich am Hemd und nicht am Kolbenboden. Dazu kommt, dass das Pleuel nach noch passen muß, dessen Lager darf also nicht mitgestaucht werden.

Die Winzlinge haben in der Zeit, die sie eingesetzt werden, kaum Kolben-/Zylinderverschleiß. Die Kolbengeschwindigkeiten sind extrem niedrig, erreichen nur ganz selten Werte von nahe 10. Nur bei den richtigen Wettberwerbsmotoren der dreieinhalber Klasse kommen bei mehr als 30.000/min Geschwindigkeiten im Bereich 15 m/s zustande. Bei denen ist der Verschleiß dennoch an anderen Stellen zuerst. So ist das Zahnrad, was die Leistung auf den Fahrzeugantrieb überträgt, meist als erstes hin. Die Kolben/Zylinder verschleißen auch, werden dann aber gewechselt, in der Regel als voreingelaufene Garnitur.

Um mal einen Eindruck vom Kolbenspiel eines Modellmotors zu geben: die kleinen Viertakter werden genau mit dem gleichen Sprit betrieben, wie die Zweitakter. Man benötigt auch keinen Startfüllung für das Öl. Ein Teil des Öls aus dem Sprit setzt sich an die Kolbenwände, der andere Teil verläßt in Form von blauem Rauch das Maschinchen aus dem Auspuff. Das Öl wandert an der Kolbenwand runter, unterstützt durch die Auf- und Abbewegungen und findet dann seinen Weg zur Kurbelwelle und dem Pleuellager. Es wird im Kurbelhaus ein wenig auf und ab geworfen und tritt dann vorne am Kugellager wieder aus. Durch die Rotation wird es tangential ausgeworfen, ehe es durch den Propellerstrom nach hinten abgelenkt wird und je nach konstruktiver Ausgestaltung der Flugzeugnase auf diese abgeworfen. Ich habe bei Scale-Modellen, wo man den Motor nicht sehen soll, immer um das vordere Kugellager einen Halbhohlring, der das Öl auffängt und nach unten durch ein Röhrchen ableitet. Sonst hat man die Sauerei im Flieger.

Das Kolbenspiel habe ich nie gemessen, aber es ist um Faktoren größer (relativ zum Kolbendurchmesser), als man das von normalen Verbrennungsmotoren kennt.


Also wie gesagt, gehört habe ich davon noch nicht, aber Modellflieger zählen ja zu den verrücktesten und innovativsten Leuten auf der Welt, da gibt es nichts, was es nicht gibt.

Gruß

Werner

P.S.: einen gestauchten Kolben habe ich mal aus einem Flugzeug ausgebaut, was mir senkrecht aus ziemlicher Höhe in den Acker gegangen ist. Pech, dass die Propellernase haargenau ins Zentrum eines größeren Kieselsteins gezielt hat. Der Stein war heil und der Motor platt - sagen wir: oval. Den habe ich schon auf dem Nachhauseweg an einer Bushaltestelle der öffentlichen Müllentsorgung zugeführt.

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