Cooole Zeichnungen, coooole Tabelle !


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Geschrieben von Werner am 24. November 2022 20:41:26:

Als Antwort auf: Neues von der Drehbank: Lagerflansch fertigen und kein Plan von Toleranzen geschrieben von waldi am 24. November 2022 16:55:54:

Moin Waldi,

in der Tabelle mit den Toleranzen steht eine sehr amüsante Beschreibung:

"Es kann eine beträchtliche Kraft alleine kann eine Anschlußkraft allein übertragen werden"

Aaah ja ! Dann also . . . . äähh, wie jetzt ? Wat issn eijntlich beträchtlich ??


Bei einer Preßpassung kann man nicht automatisch davon ausgehen, dass sie funktioniert. Man kann zwar die Passung angeben für den, der sie fertigen soll, aber ob es hält, muß vorher der Konstrukteur selbst berechnen - oder eben Jo´s Bauch fragen.

Der Vorgang ginge dann so:

1. die zu übertragende Umfangskraft wird ermittelt, also das Drehmoment. Da wird es schon schwierig, die weiß man gar nicht richtig. Spankraft mal halben Werkstückdurchmesser . . . . . wie dick soll der Span sein, wie breit, wie scharf der Drehmeissel ? Fragen über Fragen

2. dann wird ein Reibwert genommen, üblicherweise 0,16 für Stahl auf Stahl. Mein promotivierter Maschinenbaubruder hat mal gesagt, es wüßte keiner so richtig, aber 1/6 hätte sich halt bewährt.

3. dann wird die Reibkraftübertragungsfläche festgelegt, die sich aus der Konstruktion und den Abmessungen ergibt. Diesen Punkt kann man anhand deiner Zeichnung korrekt erledigen.

4. wenn dann die notwendige Preßkraft für diesen Reibwert und diese Fläche und dieses Drehmoment errechnet wurde - was nicht wirklich schwierig ist, dann kommen die Passungen ins Spiel. Jetzt muß gerechnet werden, wie stark das Bauteil, also z.B. das aufgeschobene Rohr sich wehrt, wenn es mit Gewalt und mit Temperatur auf den Zapfen drauf kommt. Je dünnwandiger das Rohr, desto weniger Kraft kann es aufbauen. Man nimmt den E-Model des Werkstoffes, das ist sowas wie eine Federkonstante und dehnt gedanklich das Rohr so weit auf, bis es sich genau mit der gewünschten Kraft dagegen wehrt. Und das ergibt dann eben die 7 Hundertstel, die der Jo geschätzt hat.

Den Zapfen wird man in der Schrumpfung/Stauchung wohl vergessen können, der wird seinen Durchmesser weitgehend behalten, wenn das Rohr ihn zusammen drücken will.

5. Wenn man das dann alles hat und zu dem Schluß kommt, dass man das ganze thermisch schrumpfen will, dann muß man schon wieder was rechnen. Dann geht es um den Wärmeausdehnungkoeffizienten. Mittels dieser Stoffkonstante läßt sich errechnen, wieviel kälter der Zapfen oder wieviel wärmer das Rohr sein muß, damit es sich widerstandslos aufschieben läßt. Man kühlt aber lieber noch tiefer ab, damit der aufzuschrumpfende Gegenstand nicht Kontakt bekommt und sofort mit abkühlt. Dann ist nämlich Ende und man kann den Scheiß runterkloppen und in der Regel wegwerfen.


Wenn dir das alles zu mühsam ist und die Berechnungseingangswerte nicht vorliegen ==> Bauchgefühl ! Kann aber auch ganz schön daneben gehen.

Den Kurbelwellenkonus für meinen Fliegermotor habe ich versucht zu rechnen. Hierbei muß durch die axiale Verschiebung entsprechend des Konuswinkels die Reibumfangskraft aufgebracht werden. Da aber der Konus beim Reinschieben auch reibt, wird die Formel riesig kompliziert . . . . Was habe ich mich da gefreut, als ich im Manual irgendwann später das Anzugsmoment von 80Nm fand. Und das habe ich montiert und denke, dass nichts rutschen wird.


Gruß

Werner

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