die heißeste Stelle sind die Kolbenringe


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Geschrieben von Werner am 27. September 2022 09:52:50:

Als Antwort auf: 180°C könnte lokal schon knapp werden geschrieben von Johannes D am 27. September 2022 08:14:22:

jedenfalls das Öl betreffend.

Diese Käfer-Ölmess-Stäbe hatte ja wohl jeder, der meinte, seinen Wagen etwas aufbessern zu müssen grins. Wir haben selbstverständlich auch mit kockend Wasser kalibriert.

Aber die VW-Boxer haben einen viskositätsgeregelten Ölkühler und bei zäherem Öl werden sie heißer und bei dünnflüssigem Öl nicht richtig warm. Ein Teufelskreis, wenn das Öl bei Kurzstrecken nicht warm wurde, dann kam es auch zu massivem Kondensat- und Treibstoffeintrag - zu sehen an dem braunen Schaum beim Öffnen des Deckels. Da die Ölplörre dann richtig dünn wurde, kriegte der Ölkühler immer den vollen Zustrom und kühlte, was das Zeug hält.

Die 120 °C sind proper, dann bleibt das Öl trocken und fühlt sich wohl. Fährst Du schneller, wird das Öl wärmer und der Regler öffnet weiter. Bei uns hat es super funktioniert, allerdings erst, nachdem wir das System richtig kapiert hatten.

An heißem Öl ist der Boxer nicht gestorben, sondern an Ermüdungsbrüchen an der Kurbelwelle oder an abgerissenen Ventilen - auch mit thermisch bedingt, aber nicht im Zusammenhang mit der Öltemperatur.

Mein 34 PS 1200er Käfer fuhr nach Tacho 132. Das dürften so knapp 120 gewesen sein. So schnell hab ich ihn aber auch nur zum Testen gefahren. Es wurde dann auch ziemlich laut in dem Ding und der Verbrauch stieg ins utopische.

Interessant für die damalige Zeit fand ich, dass bei allen schlechten Abgasen, die damals so aus den Auspüffen kamen, beim Käfer fast nie Ölwölkchen kamen. Selbst noble Mercedes-Motoren, die nicht geschunden wurden, zeigten doch gelegentlich mal ein Wölkchen. BMWs im Schubbetrieb hinterließen auf der Autobahn eine blaue Fahne, die Zweitaktern alle Ehre gemacht hätte. Beim Audi sah man den Abstand, in dem der Fahrer geschaltet hatte. Die Opels und Fords haben weniger gebläut, aber da gab es das auch.

Meine beiden Käfer sind wegen Rosts quasi auseinander gefallen. Was mit dem Motoren passiert ist, weiß ich nicht. Mein erster war in seinem Vorleben ein Postkäfer und hatte es dort wahrscheinlich halbwegs gut, wurde also gewartet. Mein zweiter Käfer war im Prinzip ein Fehlkauf, lief aber vernünftig. Er hatte unzählige Vorbesitzer.

Meine spätere Frau verguckte sich auch in einen Käfer und kaufte ihn billig. Sie hat ihn lange gefahren und ist bis zum Ventilabriß bei etwa 160.000 km gekommen. Eines nachts war es dann soweit, eine satte Funkenspur und wir haben ihn beerdigt.


Wenn man sich die Gleitgeschwindigkeiten der ölgeschmierten Teile anschaut, schießt der Kolben den Vogel ab. Die Kolbenspiele sind natürlich viel größer, als die Lagerspiele, aber zwischen den Ringen und dem Zylinder geht der Spalt auf Nahe Null. Bei üblichen Kolbengeschwindigkeiten von 10 bis 14 Meter pro Sekunde wird das Öl an diesen Stellen mächtig geschert und heizt sich auf. Der warme Kolben tut noch ein übriges dazu. Es gibt für diese Stellen kaum zuverlässige Onbord-Messungen, aber auf Prüfständen hat man solche Dinge auch gemessen und geht von einer Max.Temperatur von 160 °C aus. Das bedeutet, dass man von gesunden 110 bis 120 °C noch mal locker 40 bis 50 Grad draufschlagen kann. Die Schmierölhersteller sehen 180 °C bereits als schädlich für das Öl an. Eigentlich ist 160 °C die Grenze. Der Grundstoff verträgt mehr, den haben wir in der Raffinerie schon auf über 200 °C erhitzt, aber die Additive fangen dann an, sich zu zersetzen. Und irgendwann fängt das Zeug dann auch an zu brennen. Dann ist definitiv Feierabend.

Ich denke mir, dass die Hersteller, die ihre Produkte bis 180 °C tauglich machen, solche Verhältnisse kennen und ihre Produkte darauf abstimmen. Ich bin nicht der KFZ-Meister und muß keine Kunden glücklich machen, aber ich hätte für mein eigenes Auto keine Bedenken.


Gruß

Werner

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