Ja, so war es, das ist genau das, was ich meine


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Geschrieben von Werner am 19. Juni 2022 20:50:27:

Als Antwort auf: Re: Alter und damit einhergehende Reaktionsfähigkeit sind Themen, denke ich geschrieben von Bremser am 19. Juni 2022 17:27:27:

Moin,

Was zur Blockierung der Schubumkehr geführt hat, war nicht nur das ABS-System oder die nicht drehenden Räder, sondern vor allem auch das fehlende Gewicht auffe Achsen.

Das ganze ist saublöd gelaufen, der Captain hat einen Moment gezögert und war versucht, durchzustarten. Das hat wertvolle Meter gekostet. Dann hat er sich entschieden, unten zu bleiben und die Schubumkehr gezogen. Die wollte erst nicht - aus den erwähnten Gründen und damit passierte es.

Genau, wie ich sage, der Pilot ging nicht davon aus, dass die Schubumkehr drinnen bleibt und hätte in diesem Fall blitzartig plausibilisieren müssen, warum sie nicht tut. Dann hätte er die Nase runter genommen, vielleicht sogar die Flaps eingefahren und dann wärs gegangen.

Das geht alles viel zu schnell, die Schubumkehr muß nach dem Ausklappen auch erst hochlaufen, bzw. die Triebwerke. Und so merkt man es nicht sofort, wenn die Reaktion nicht einsetzt. Rausgucken, ob die Dinger auf sind, ist prinzipiell möglich, aber erstmal drauf kommen und so fit sein . . . . außerdem hat bei dem Seitenwind eine Fahrwerksseite wieder abgehoben, bzw. ist gar nicht richtig auf den Boden gekommen - da hat man andere Sorgen in dem Moment. Für die Elektronik war das Flugzeug erst gelandet, wenn richtig Druck auf der Fahrwerksmessung war.

Mit Lauda Air hatte das nichts zu tun. Das war von Anfang an ein AIRBUS-Feature, was die Boeings nicht haben. Die Amis überlassen das der Entscheidung des Piloten - was schreibe ich denn ? Sie ÜBERLIESSEN es der Entscheidung. Jedenfalls hat der AIRBUS-Captain auch Boeings geflogen und richtig Streß gekriegt, als der Airbus nicht anhalten wollte. Im Interview hat er gesagt, dass er nun damit leben muß, dass sein Co dabei drauf gegangen ist.

Seit dem Lauda Air Unfall werden die alten Schubumkehrklappen nicht mehr gebaut. Es gibt noch vereinzelt Flugzeuge, die damit fliegen. Die neuen Bremsen sind längst nicht mehr so wirksam, weil nur noch die Fanluft nach vorne gelenkt wird und der Abgasstrahl dabei weiter nach vorne schiebt. Trotzdem bremst es, nur halt weniger. Und wenn das in der Luft passieren sollte, reicht es aus, das Triebwerk abzuregelen. Der Luftwiderstand durch die seitlichen Fensterchen ist nicht der Rede wert. Allerdings muß die Crew dann einarmig fliegen - also so richtig schön wird es nicht.

Die alten Klappen wurden nicht in dem Sinne mit Kraft aufgefahren, sondern eher freigegeben mit kleinem Anstubs. Der Fahrtwindluftstrom zog die Klappen auseinander, sobald ein kleiner Schlitz frei wurde. Wenn die Klappen ganz draußen waren, konnte die Hydraulik sie nicht mehr einziehen, bevor das Flugzeug stand und der Schub wieder abgeregelt war. Deshalb war damals ein fliegendes Flugzeug mit rausgefallenen Klappen quasi chancenlos.

Damit die Dinger nicht kaputt gingen, mußten die Triebwerke erst abgeregelt werden, Schubumkehrklappen raus, Triebwerke wieder aufregeln. Wenn das Flugzeug zum Stehen gekommen ist, Triebwerke wieder runter und Schubumkehr wieder rein.

Gruß

Werner

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