5 Meter Bettlänge


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 24. Mai 2022 10:46:47:

Als Antwort auf: Die tschechische Maschine war schon extremen schlecht gefertigt. geschrieben von huebi am 23. Mai 2022 16:40:27:

Moin Andreas,

den Vorgang hattest Du ja schon mal erwähnt. Ich würde Bettlängen ab 2,5 Metern schon in die Kategorie "lang" setzen. Wir hatten im Lehrbetrieb zwei Stück, die richtig lange Betten hatten. Die haben ja auch nicht mehr 4 Beine, sondern mindestens 6. Darauf wurden Wellen gedreht, die solche Längen hatten. Aber die Bauteile selbst verformen sich ja schon unter der Bearbeitung und selbst mit mitlaufenden Rollenbock kommt man gar nicht ohne Zwischenmessungen aus.

Bei unseren Maschinen waren das Wellen für Blechrundbiegemaschinen. Die wurden sogar leich ballig gedreht, damit die beim Einklemmen der Bleche nicht nach außen weggedrückt wurden. Das war viel firmeneigenes Know-How, die Maschinen so zu bauen, dass der Kunde damit lange Blechschüsse gleichmäßig rund bekam. Die Anwender mußten aber immer erst mal Probeschüsse walzen und mit Anpreßdruck und Drehwinkeln spielen, ehe das mal reproduzierbar die richtigen Blechteile ergab.

Als Lehrlinge hatten wir mal einen Schulausflug von der Berufsschule her. Da durften wir ins Deutz-Werk und haben die Produktion der legendären Binnenschiffsmotoren gesehen. Der WDR war da mit bei und einer der Dreher wurde gefragt, was denn so kompliziert sei, eine Kurbelwelle zu drehen. Er schaute verlegen in die Kamera und sagte: "Jaa, der Stahl muß auf Mitte stehen!" Mehr kam nicht und das WDR-Team zog weiter. Ist nicht jedermanns Sache, im Fernsehen zu kommen.

Ich bin aber stehen geblieben und habe nur geschaut und dann kam er auf mich zu und hat mal so richtig erzählt. "Jung, die Kurrbelwelll, die issja nich so steif, wie auf der Zeischnung, die biecht sisch in jede Rischtung, wo de se han willst . . ."

Jedenfalls wurden die Hauptlager über die gesamte Länge nur vorgedreht und dann einzeln auf Maß gebracht. Die Kröpfungen der Welle erzeugen im Rundlauf verschieden Widerstandsmomente, sodaß bei konstant angenommener Spankraft das Lager "eierig" wird. Bei PKW-Motoren richtet das später die Schleifmaschine, die schon fast kräftefrei mit ihrem Schleifstein ansetzt.

Bei den Schiffsmotoren wurde nichts geschliffen, auch nicht gehärtet. Die großen Lager wurden feinst auf Endmaß gedreht und hielten locker 20 bis 50 tausend Stunden. Der Mann erklärte mir, dass die leichte und nicht vermeidbare Unrundheit des Lager sogar leichte Vorteile im Betrieb hat, weil sich mehrere Schmierkeile ausbilden können. Das Wort Schmierkeil kannte ich mit 16 noch nicht, habs mir aber gemerkt.

Ich war froh, dass ich nochmal stehen geblieben war. Übrigens noch heute sind die Kurbelwellendreher in den Motorenwerken die besten ihrer Art. In Japan bei Mitsui war das genau so. Der Kurbelwellendreher war einer der Ältesten dort. Einen Tag hatte der Zeit für z.B. die 7-Zylinder Kurbelwelle mit meterweise Hub.

Die richtig großen Dinger haben die aber auch nicht an einem Tag gebaut.

https://www.greencarcongress.com/2012/07/man-20120730.html

Bei großen Turbomaschinen werden die Lager auch in ganz leichter Polygonform gefertigt. Das geht alles nur im Einzelverfahren, da verläßt sich niemand auf die Genauigkeit einer Werkzeugmaschinen-Ausrichtung.


Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]