Re: Eimer Farbe drüber schütten


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Geschrieben von huebi am 22. Mai 2022 14:57:50:

Als Antwort auf: Re: Eimer Farbe drüber schütten geschrieben von Uli S. am 22. Mai 2022 09:16:00:

Hallo Uli.

>>dass durch die Lagerzeit auch noch Spannungen aus dem Guß rausgehen
>das ist der Grund, warum diese Rohlinge draußen galagert werden, je nach Größe auch mehrere Jahre. Die können da schön warm und kalt werden und entsprechend arbeiten.
>Wenn man ein frisches Gußteil spanend bearbeitet, ist es nach ner Weile wieder krumm…

Gleiches gilt auch fuer gehaertete Stahlteile. Die duerfen auch erst altern, damit die Spannungen sich im Material abbauen. Wird das, zum Beispiel bei den Rohlingen fuer Einspritzduesen, nicht gemacht, verziehen sich die Einspritzduesen durch die Temperaturwechsel im Motor sehr zuegig und koennen dann schon nach 5000 km bis 10000 km ploetzlich klemmen.

>Gußhaut: die besteht zum großen Teil aus Zementit, sauhart, sauspröde. Der Kohlenstoff im Gußeisen föllt beim Abkühlen als Graphit aus und lagert sich im Gefüge elementar ab, daher kriegt man beim Anfassen einer bearbeiteten Gußoberfläche schwarze Finger. Am Rand kühlt das im Kontakt mit der Gußform so schnell ab, daß das C keine Zeit hat, sich abzuscheiden, sondern es bleibt ans Eisen gebunden, bildet also Zementit.

Der Effekt das Oberflaechenhaertens von Gusseisen durch schnelles Abkuehlen wird zum Beispiel bei gusseisernen Nockenwellen ganz gezielt ausgenutzt. Hier werden die Nockenbahnen sogar gegen Formteile aus Stahl gegossen, um die Abkuehlung noch weiter zu beschleunigen und die Dicke der Zementitschicht positiv zu beeinflussen. Diese Nockenwellen brauchen dann nicht mehr gehaertet zu werden, was einige Bearbeitungsprozesse einspart. Diese Hartgussnockenwellen sind uebrigens eine Erfindung von Audi und wurden dann sehr schnell von den anderen Autoherstellern uebernommen.

>Uns haben sie immer gesagt, beim Spanen muß man so weit zustellen, daß das die Spitze des Werkzeug bis unter die Gußhaut reicht, sonst ist es in Rekordzeit kaputt. Wer diesen Rat einmal mißachtet hat, hat gleich kapiert, was gemeint war.

Durch entsprechende Waermebeaufschlagung durch eine rutschende Kupplung beim Anfahren laesst sich die Reibflaeche der Schwungscheibe auch nachtraeglich noch zuverlaessig haerten. Leider passiert das nur partiell und nicht gleichmaessig auf der gesamten Oberflaeche. Da die harten Bereiche deutlich verschleissfester sind, wird die Reibflaeche durch den ungleichen Verschleiss nach einer Weile wellig und die Kupplung faengt dann beim Anfahren an zu rupfen.
Beim Poelrallyegolf habe ich das mal an einer alten Schwungscheibe untersucht. Dabei habe ich herausgefunden, dass die Haertetiefe etwa 0,8 mm war. Nach Abdrehen von Reibflaeche und Auflageflaeche des Druckapparats um 1,0 mm sah dann die Oberflaeche ueberall wieder gleichmaessig grau aus und die hellen harten Stellen in der Oberflaeche waren wieder vollkommen verschwunden.

Viele Gruesse,
Andreas

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