Leider wahr !


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Geschrieben von Werner am 11. September 2021 13:39:43:

Als Antwort auf: Re: Nicht bei der 250er YAMAHA geschrieben von Schorsch am 11. September 2021 10:54:56:

Das liegt auch stark daran, dass die Helferlein gar nicht von der Technik abstammen, sondern von Menschen gemacht werden, die klug und interessiert und fleißig ihre Möglichkeiten ausgearbeitet haben, um dann die Bevölkerung mit Dingen zu überraschen, die diese nicht versteht, aber doch so neugierig macht, dass sie es haben und auch damit spielen will.

Wenn ich in Anlagen die Steuerungselektronik unter die Lupe nehme, weil irgendwas nicht funktioniert, dann strukturiere ich das erst mal und kommuniziere es. Selbst sitze ich nicht am Pult, weil mir die Programmierkenntnisse fehlen und mir auch der Zutritt nicht gestattet ist. Aber die Funktionspläne lese ich und habe meine Kommentare. Und wenn es keine gibt, zeichne ich sie selbst und stelle immer wieder fest, wie gerade Leute, die sagen, dass man das nicht braucht, mit dem Seitenblick wieder auf meinem Papier sind.

Was ich dabei feststelle, ist sehr häufig, dass die Gilde der Programmierer eigentlich gar nicht so richtig möchte, dass das alles verstehen. Wenn ich dann sage: "das ganze muß wie ein offen laufendes Getriebe für den Bediener jederzeit nachvollziehbar und in bestimmten Grenzen auch beeinflußbar sein" dann habe ich regelmäßig Freunde, die mich lieber auf der Baustelle nicht mehr sähen.

Aber was hilft es? Es soll ja auch funktionieren und es muß dabei sicher sein. Also werden die Schichtler auch die Steuerung mit eingeweiht und bekommen eine Beschreibung, die für normale Menschen auch zu verstehen ist.


Das, was die Menschen mit neuen digitalen Geräten erleben, ist ja eher eine Reizüberflutnung, als ein Verständnis. Sie lernen, wo sie drücken müssen, damit etwas passiert. Ob das auch sinnvoll ist, was dann passiert, wird nicht hinterfragt. Das haben sie vor 20 Jahren auch schon mit einem anderen Gerät gelernt, aber diesen Algorythmus längst schon wieder vergessen. Immer neu immer neu hält die Birne auf Trab, aber es ist nicht neu, es ist nur anders.


Das ist aus meiner Sicht einer der wichtigen Gründe, warum heute nicht mehr zusammen hängend gelernt wird. Zu oft steht der Interessierte vor der Situation "was muß ich jetzt drücken?" und kann sich nicht eingehender mit etwas beschäftigen.

Wer heute einen Vergaser zerlegt und darüber einen Vortrag hält, muß einiges über Strömungslehre, Gemischbildung, Materialien, Herstellungstoleranzen, ja sogar etwas vom Wetter wissen, nicht nur Luftdruck, sondern auch Feuchtigkeit, die zur Vereisung führen könnte.

Aber wenn das jemand versuchen würde, würde sofort aus dem Auditorium der Einfurf kommen, warum man sich denn mit so etwas noch aufhiele, es gäbe doch längst computergesteuerte Einspritzungen, die das alles viel besser könnten.

Stimmt ja auch!

Aber ohne Strömungen läuft kein Motor. Und das Wissen darüber wir allgemein immer schwächer.

Die Bürger, der DDR, die ihren Trabbi selbst reparieren mußten, brauchten nicht zwingend alles verstehen. Da die Teile alle gleich waren, reichte es, zu speichern, an welchem Teil man was mit welchem Schlüssel abschrauben mußte.

So entsteht der Eindruck, man habe Praxis und viel Erfahrung, was auch fraglos stimmt, aber ob man es wirklich versteht, das spielt dabei keine große Rolle.


Und so konzentriert sich das maßgebliche Know how auf immer weniger Leute, die sich zum Teil auch elitär fühlen und benehmen. Das ist eine Entwicklung, die wir eigentlich nicht wollten.


Gruß

Werner

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