Re: Werner, ich muss mich da auch erst wieder einlesen.


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Geschrieben von Werner am 14. Juni 2021 10:37:22:

Als Antwort auf: Werner, ich muss mich da auch erst wieder einlesen. geschrieben von EaW am 13. Juni 2021 22:51:16:

Moin,

ich denke, dass man mit wesentlich mehr, als 0,1 rechnen kann. Im übrigen rechnet man bei der Bahn mit 0,3 (Nennreibwert). Eine typische Lokomotive von 80 Tonnen hat also eine Nennzugkraft von 24 Tonnen. Die 0,1 sind nur bei extremen Witterungsbedingungen anzusetzen.

Die amerikanischen Flieger mögen keine Getriebe, egal ob Riemen oder Zahnradgetriebe, man mag es nicht. Und so quälen sich durstige Hubraumriesen mit den dicken Löffeln ab und bleiben weit unter ihren möglichen Leistungsdaten.

Häufig erreichen die konventionellen Boxermotoren beim Start noch nicht mal ihr Drehmomentmaximum, von der max. Leistung ganz zu schweigen.

Es ist ein wenig paradox, hatten doch die Sternmotoren damals alle schon Getriebe und für Benzinmotoren sogar achtbare Wirkungsgrade. Dafür brauchteste für einmal Ventile einstellen, Zündkerzen wechseln, Zündung einstellen mehrere Tage.

So eine Viermotorige hatte dann gerne Zweireihensternmotoren, vier Stück. 7-Zylinder pro Reihe, seltener auch 9. Für jeden Zylinder zwei Zündkerzen, sind schon mal 28 Stück pro Motor, also über hundert für das Flugzeug. Dann brauchte der Mechaniker eine Leiter und mußte in nicht unbedingt sicherer Haltung einmal ganz und die verölte Kiste rum, um an alle Ventile zu kommen. Das Ventilspiel mußte schon passen, nix hydraulischer Ausgleich.

Und das war der Hauptgrund für den Tod dieser Maschinen. Das bißchen Kolben rauf und runter war zuverlässig, aber das Geklappere drumrum, das mußte regelmäßig und sehr häufig gewartet werden.

Also wie auch immer, die Untersetzungen bei Flugmotoren haben keine Tradition, die irgendwie entwickelt worden wäre. Da macht jeder was anderes und so richtig gut war noch nix.

Ich hab ja immer mal gedacht, man müßte beim Viertakter den Nockenwellenantrieb dazu nehmen. Aus der Nockenwelle wird die Propellerwelle (mit angehängten Nocken), kräftiges Getriebe 2:1 (was freilich der Getriebebauer nicht so gern hört) und dann oben die Welle mit Propeller und darunter der Reihenmotor in normaler aufrechter Position und nicht mit hängenden Zylindern, wie sie jetzt sogar schon wieder angeboten werden.

Es gibt einen Umbau in USA mit einem V8 und Stirnradgetriebe, der richtig gut funktioniert. Über den wird kaum gesprochen, der tut einfach. Aber in der Leistungsklasse 500 PS tut sich zu wenig. Die Sportflugzeuge brauchen so ca. 150 bis 230 PS, seltener auch mal 300, bei 350 PS endet das reguläre Lieferprogramm für die Boxer-Maschinen

Dann kommt lange gar nichts und ab 700, eher 900 PS sind es dann die Propellerturbinen, aufwärts bis 2000 PS. Durstig wie sonstwas, die fackeln die Sprit nur so weg, sind aber extrem klein und leicht und deshalb wird es gemacht.

Der gute Raikhlin in der Eifel hat einen Zwölfzylinder Dieselmotor entwickelt mit 500 PS und mit Getriebe. Ein irres Teil. Ich weiß nicht, wie er den Laden schon so lange ohne Gewinne betreiben kann, aber für 500PS gibt es nur ein paar Flugzeuge, für die sowas gut ist. Das wird also keine Marktrakete werden können.


Meine eigene Macke ist das Ohr. Was für den Getriebebauer gut ist, ist für Werners Ohr gar nicht gut. Ich will Klang und nicht Geräusch. Im Getriebbau wird sehr gerne die Zahl 7 verwendet. Da stößt man immer wieder drauf. Dadurch kämmen die Zähne nicht immer wieder mit den gleichen Kumpanen, gut für den Verschleiß und die Gefahr von Resonanzen verringert. Klingt scheußlich !!!

Dann hat mal vor über 20 Jahren der gute Herr Göbler (Motorenfabrikant Göbler-Hirth) das genau so gesehen und für seinen Dreizylinder 2-Takter einen Zahnriemenantrieb gemacht. Das wollten die Kunden nicht, fanden Zahnriemen doof und fürchteten, dass er reißt. Ich fand das toll und das war der einzige Zweitakter, den ich vom Sound her akzeptiert hätte. Da paßte der Klang des Propellers harmonisch zum Motorklang. Damals gab es die Harley Davidson frisch mit Zahnriemen. Die ersten Auslieferungen hatten noch Probleme, aber dann klappte das. Der Herr Göbler fuhr so eine, er sah auch selbst eher aus, wie ein Rocker, hat sich furchtbar aufgeregt, dass der Zahnriemens so wenig Akzeptanz hatte. Er hat mir seine ganze Firma gezeigt und ich war schon in Versuchung, seinen Drilling in meinen Doppeldecker einzubauen. Aber letztlich hat er dann die Produktion eingestellt - mangels Nachfrage.

Und unter anderem wegen des Klanges wollte ich auch einen Zahnriemen. Eigentlich hätte auf die Kurbelwelle ein 23er Rad gehört und auf die Propellerwelle eine 63er. Und daraus habe ich 24 und 64 gemacht. Das klingt guuuuuut !!!

Halt mich für verrückt, damit liegst du richtig, aber ich will Genuß, wenn ich fliege. Radio habe ich keins an Bord und Griegs A-Moll Klavierkonzert höre ich lieber am Boden, aber Propeller und Motor müssen ja auch nicht gerade gegeneinander singen.

Gruß

Werner

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