Grundlagenahnung schon


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Werner am 26. Mai 2021 21:51:12:

Als Antwort auf: Sowas wäre doch mal interessant... geschrieben von C.Sack am 26. Mai 2021 20:20:45:

Moin,

als ich damals in der Raffinierie war, hat diese noch Düngemittel hergestellt. Wieso ? Weil die Wesselinger Raffinerie zusammen mit der Gelsenberg Benzin und den Leunawerken im dritten Reich aus Braunkohle oder Steinkohle Flüssigtreibstoffe für die Flugzeuge machen sollte.

Alle drei Standorte waren quasi gleich ausgerüstet. Nach dem Krieg war das Verfahren nicht mehr interessant, weil das Öl billig wurde. Die Maschinen, also die Hochdruckkompressoren und die Hochdruckreaktoren konnten aber für die Ammoniakherstellung und damit für die Düngemittelherstellung verwendet werden.

Das Geschäft lief ziemlich gut, bis die dritte Welt Länder das selbst konnten, dann war es vorbei.

Hätte man die alten Maschinen nicht gehabt, hätte man es gar nicht angefangen.

So, genug der Vorrede: Du brauchst Drücke für das Verfahren. Und wenn ich sage Drücke, dann meine ich echte Drücke. Für den Hausgebrauch eigentlich zu hoch. Ich erinnere mich an 8-stufige Verdichtung mit Borsig-Maschinen von 1936 deren letzte Stufe 900 bar brachte. Heute mit viel weniger, weil die Katalysatoren besser sind, aber mir wäre das zu gefährlich, damit eine Kleinanlage zu basteln.

Der Wasserstoff diffundiert unter diesem Druck und macht den Stahl kaputt. Die frühen Reaktoren sind schon bald nach der Inbetriebnahme in die Luft geflogen. Heute setzt man andere Stähle ein, paßt aber immer noch auf, wie ein Schießhund. Das Thema Wasserstoffversprödung ist nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

Die Methanolsynthese wurde früher mit ähnlichen Apparaten gemacht. Heute kann man Methanol bei rel. zahmen 65 bar synthetisieren. Wenn das jemand mit Ammoniak schafft, ein profitables Verfahren mit weniger als 50 bar zu entwickeln, dann kann er sich gute Gewinne ausrechnen.

Dominik (Hanomedes) ist in der Versenkung verschwunden. Der ist ein Ammoniak-Fan und weiß bestimmt noch mehr darüber.

Eine traurige Tatsache bleibt aber vorerst, dass das konventionell im Riesenmaßstab und mit hohem Ölverbrauch hergestellte Ammoniak billiger ist, als das mit regenerativen Energien gewonnene. Wer sich also sowas bauen will, muß es wollen. Lohnen tut es sich - zurzeit - noch nicht.

Gruß

Werner

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]