Re: Alltag ist sehr individuell


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Geschrieben von Horst E am 23. Mai 2021 01:14:35:

Als Antwort auf: Alltag ist sehr individuell geschrieben von Johannes D am 21. Mai 2021 16:59:55:

Hallo Johannes,

>> zweifellos haben die eAutos in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht,
es gibt aber noch in einigen Bereichen Defizite im Vergleich zu Verbrennern.

Mach daraus wenige, dann bin ich schon bei dir.

>> Die begrenzte Reichweite kann in manchen Fällen wirklich zum Problem werden,
ebenso oder in Kombination damit die noch relativ langen Ladezeiten.

Bitte erklär mir mal welche Reichweite du meinst und was das furchtbare Problem dabei ist. Die Gesamtreichweite von über einer Million Kilometern eines Elektroautos wirst du vermutlich nicht gemeint haben. Wohl eher die Reichweite zwischen Ladestopps, aber da verstehe ich auch nicht ganz was daran so problematisch ist. Und sag mir auch was an 20 Minuten Ladezeit für dich so furchtbar ist. OK; mir ist schon klar daß das heute auch noch nicht alle Elektrofahrzeuge schaffen, aber wenn das für dich wichtig ist, dann musst du eben ein entsprechendes Fahrzeug kaufen und keines das langsam lädt.

>> Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Das die Ladeinfrastruktur auch noch nicht bei der Zuverlässigkeit der herkömmlichen Tankstellen ist auch nicht. Ohne gezielt danach zu suchen habe ich beim eAuto-Video gucken schon genug Berichte gesehen bei denen es um langsame oder nicht in Betrieb befindliche Ladesäulen ging.

Es gibt Hersteller und Infrastrukturen die das im Griff haben. Du wirst aber kaum Videos dazu finden. Das wäre so wie wenn in der Zeitung steht, daß heute nichts passiert ist. Das interessiert keinen, da macht keiner ein Video wenn es einfach funktioniert. Wenn man natürlich eine bestimmte Marke fahren muß, dann kann das zum Problem werden. Das ist aber organisatorischer Art und liegt bei der überkomplizierten Abrechnung, es ist kein prinzipielles Problem. Die neueste Regelung ist meines Wissens daß alle Ladesäulen sogar demnächst EC-Karte akzeptieren müssen, keine Ahnung warum das bisher nicht der Fall ist.

>> Und: durch die massive Förderung durch den Staat ist der Markt aktuell ja auch verzerrt.Für Gebrauchtwagenkäufer ist es auch (noch) schwierig etwas zu finden. Und damit meine ich nicht Jahreswagen, sondern Fahrzeuge für deutlich unter 10k EUR. Für 5000 bis 8000 EUR bekomme ich einen guten gebrauchten Kleinwagen der mit etwas glück die nächsten 5 bis 10 Jahre läuft und dabei "nur" gewartet werden muss.

Natürlich ist der Gebrauchtmarkt noch nicht in Gang gekommen. Dafür kann man dank Förderung manches Elektrofahrzeug sehr günstig leasen. Und dann erhält man ein Fahrzeug das nicht gewartet werden muß.

>> Für ein Elektroauto muss ich signifikant mehr Geld ausgeben, diese Differenz kann man aktuell (gerade bei Kurzstrecke) mit dem eAuto nicht "hereinfahren".

Für ein Elektroauto muß man meist nicht signifikant mehr ausgeben als für einen neuen Verbrenner. Wir können natürlich Neuwagen mit Gebrauchtfahrrädern vergleichen wenn du das für sinnvoll hältst.
Und ja, auf Kurzstrecken zeigt sich der wirtschaftliche Vorteil von Elektroautos nicht so sehr. Es wäre mir aber schon recht wenn sich die Leute entscheiden könnten ob sie sich kein Elektroauto kaufen wollen weil sie so wenig fahren oder ob sie keins wollen weil sie so extreme Langstrecken fahren. Aber nur weil ich mir da verarscht vorkomme wenn die gleichen Leute beide Argumente für sich in Anspruch nehmen und mir im gleichen Satz entgegenhalten.

>> Horrorvorstellung: ich muss mit meinen Kindern eine lange Fahrt mit einem eAuto machen. Die Kids müssen garantiert dann aufs Klo wenn der Akku grad noch voll ist oder man keinen Ladestopp einsparen kann. Nach der dritten "langsamen" Ladesäule sind alle am Ausflippen weil absehbar wird, dass die Unterkunft nicht mehr rechtzeitig erreicht werden kann.....

Das zeigt, wie wenig du über Elektrofahrzeuge weißt. Langsame Ladesäulen wirst du unterwegs in Autobahnnähe kaum finden können. Das sind alles Schnelllader, wobei es da auch Unterschiede gibt, aber selbst die langsameren Schnellader werden heute schon durch schnellere ersetzt.
Der Ablauf auf Langstrecke ist etwa so, daß du am Vortag deinem Auto klar machst wann du starten willst und daß es bis dahin auf 100% vollgeladen sein soll. Das bringt nicht so viel, aber kann man machen (auch wieder nicht bei allen Modellen aber bei den eher langstreckentauglichen schon). Dann fährst du mit 100% los. Bei 10 bis 20% SOC fährst du nach 2 bis 4 Stunden zum ersten Ladestopp und lädst innerhalb von 20 min auf 80% auf, dann geht es weiter. Wenn dann bei 75% jemand plötzlich pinkeln muß, dann fährst du eben zum nächsten Schnellader. Dort lädst du so lange du dort bist, im schlimmsten Fall werden wieder 100% erreicht. Dann fährst du weiter. Dadurch sparst du evtl. auf der Gesamtstrecke einen Ladestopp ein.
Aber vollen Akku gibt es normalerweise nicht unterwegs. Wann immer dir einfällt unterwegs zu halten, du kannst es tun und laden und verlierst so gut wie gar nichts dabei.
Und ob du pünktlich ankommst, das weiß den Auto schon bei der Abfahrt. Daran ändert ein verschobener Ladestopp in aller Regel gar nichts.

>> Ja klar, das sind schon irgendwie Luxusprobleme. Aber man hat sich halt einfach an einen gewissen Lebensstandart gewöhnt.

Das war mit geistiger Flexibilität gemeint. Manchmal muß man sich Dinge wieder abgewöhnen. Ein Onkel von mir ist daran gestorben daß er sich das Saufen nicht abgewöhnen konnte. Ich werde wahrscheinlich daran sterben daß ich mein Übergewicht nicht unter Kontrolle bekomme. Alles nicht so schlimm, wenn man dann wenigstens so ehrlich ist und die Konsequenzen akzeptiert.

>> Es soll ja auch Leute geben die fahren als Alleinstehende einen Kleinbus oder ein Wohnmobil. Das ging ja im Prinzip genauso mit einem Kleinwagen und Zelt.

Klar gibt es das. Ich fahr auch noch meinen alten Kleinbus und die Möglichkeit bei Bedarf darin zu übernachten ist nett, habe ich aber schon lange nicht mehr genutzt (genauso wie die Ladekapazität oder die 2,5to Anhängelast).
Wichtiger war mir daß ich keinen alten Diesel mehr kaufen wollte und als es dann endlich 6d-temp als Gebrauchtwagen zu einem akzeptablen Preis gab, war mir klar daß der Verbrenner schon in den letzten Zügen liegt und sich das nicht mehr lohnt einen zu kaufen, weil der Wertverlust eher noch schlimmer wird. Jetzt muß mein alter Vito eben noch so lange halten bis ich ein Elektroauto habe. Und übernachten kann man auch sehr gut in den meisten Elektrofahrzeugen. Nur mit Zuladung und Anhängelast muß man vergleichen, das ist meist nicht so gut.

Gruß Horst

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