Re: Propeller vorn oder hinten?


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Geschrieben von Werner am 14. September 2020 10:14:51:

Als Antwort auf: Propeller vorn oder hinten? geschrieben von Joachim S am 11. September 2020 18:28:30:

Moin Jo,

zu den Punkten von Hanomedes möchte ich noch einen relativ banalen Grund hinzufügen.

Das ist die Gewichtsverteilung. In fast allen Fällen sitzt der Propeller mehr oder weniger unmittelbar am Motor, welcher gewichtsmäßig DER Hotspot im Flugzeug ist. Man könnte wohl sagen, dass früher die meisten Maschinen um den Motor herum konstruiert wurden.

Unterschall-Aerodynamik fängt dick an und läuft dann dünn aus. Die Luft kann sonst der Kontur nicht folgen und löst sich ab. Daher kommt in den dicken Teil das, was Platz und Stabilität braucht und der dünnere Teil bleibt selbst heute noch weitgehend leer.

Es gibt auch ein paar wenige Entwürfe mit Fernwelle. Porsche hat sowas gebaut, die Bell P39 oder die P63 gab es im zweiten Weltkrieg. Aus meiner Sicht einer der geilsten Entwürfe für ein Flugzeug, aber das ist Geschmacksache.

Die Gebrüder Wright hatten ja bereits ein fliegendes Vorbild, nämlich den Gleiter von Otto Lilienthal. Der hatte das Leitwerk hinten, sie aber entschieden sich, das Höhenleitwerk vorne hin zu setzen und den Motor mittig mit Druckpropellern zu bauen. Warum eigentlich genau, kann ich nicht sagen. Das müßte man mal erforschen und klären. Vielleicht war ihnen der Druckpropeller von Schiffen her geläufiger.

Druckpropeller sind effektiver, weil sie frei nach hinten abstrahlen können. Die Varieze

https://de.wikipedia.org/wiki/Rutan_VariEze

hat z.B. mehrere Rekorde aufgestellt. Sie fliegt schon original mit 100 PS in eine Höhe von 7500 Metern. Da hat der Motor noch ein Drittel seiner Leistung. Es gab einen Typen, der seine Kiste noch mal verfeinert hat und einen Höhenrekord aufgestellt hat. Die Höhe weiß ich nicht mehr, aber der Motor wurde später genau mit dem Druck in der Höhe vermessen und hat dabei noch 23 PS gehabt. Also Trabbi-mäßig. Der zweite-Weltkriegs-Bomber der USA, die Convair B36

https://de.wikipedia.org/wiki/Convair_B-36

hätte die enorme Reichweite ohne Druckpropeller auch nicht erreichen können.

De Piaggio 180 könnte mit Zugpropellern ebenfalls nicht so schnell fliegen.

Dennoch sind halt die Nachteile des lauten Geräusches, weil der Propellerkreis unterschiedlich schnell angeströmt wird und eben das Problem, die Leistung nach hinten zu übertragen.

Die Schiffe hatten auch erst den Motor hinten, dann wurden sie hinten zu schwer und man baute Fernwellen. Dann kam der Dieselmotor und wanderte wieder nach hinten mit kurzer Antriebswelle, die allerdings auch ganz schön lang sein kann. Vorne ist ein Schiff schmal, die Regel vorne dick und hinten dünn gilt bei Wasserfahrzeugen nicht in der Form - außer bei U-Booten. Aber die sind noch wieder nach ganz anderen Gesichtspunkten gebaut.

Es bleibt abzuwaren, ob sich bei Flugzeugen E-Antriebe etablieren können. Wenn ja, dann werden Heckantriebe wieder interessanter. E-Motoren bauen klein und sind leichter, als ihre Verbrennerkollegen. Und statt mechanischer Wellen mit Schwingungsproblemen und schwierigen Führungen braucht man nur Kabel zu verlegen.

Gruß

Werner

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