Re: Grundeinkommen bringt nix


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Geschrieben von Joachim S am 13. September 2020 11:15:13:

Als Antwort auf: Re: Grundeinkommen bringt nix geschrieben von Manuel [ER] am 13. September 2020 01:19:15:

Hi Manuel,

zugegenermaßen bin ich kein Experte für die Definition von Kapitalismus oder Kommunismus.

Aber Kapitalismus ist auf jeden Fall etwas mehr, als nur Schutz des Eigentums oder Vertragsfreiheit. (Beides in seiner kompromisslosen Form wäre ein Alptraum, Sklaven wären wieder Eigentum, sittenwidrige Verträge wären gültig etc...).

Kapitalismus in seiner "Reinform" gibt es ohnehin nicht mehr. Da hatte Karl Marx sicherlich recht, die Proletarier hätten sich erhoben und alle Unternehmer an die Wand gestellt...

Wir haben eine soziale Markwirtschaft, also einen staatlich (mehr oder weniger) kontrollierten und geregelten Kapitalismus. Das funzt an sich recht gut (mehr oder weniger).

Aber ganz offensichtlich ist es eben auf ständiges Wachstum ausgerichtet. Und weil es bei der Versorgung der Grundbedürfnisse nichts mehr zu wachsen gibt, müssen künstliche Bedürfnisse her.

Und das führt uns eher kurz- als mittelfristig in die Katastrophe. Nicht nur umwelttechnisch gesehen, auch sozial. Es ist eben nicht wirklich dauerhaft hinnehmbar, dass Besitz so ungleich verteilt ist, wie er es ist. Das führt zwangsläufig zu Kriegen, Flucht, Wirtschaftsflucht etc.

Wir MÜSSEN etwas unternehmen, um diese Auswüchse der freien Marktwirtschaft zurück zu fahren. Das bedingungslose Grundeinkommen?

Tja, es könnte ein Anfang sein. Wenn Grundbedürfnisse gedeckt sind, ohne Wenn und Aber, dann hat der einzelne durchaus ne Chance, aus der Mühle auszubrechen.

Ob es wirtschaftlich machbar ist? Ich weiß es nicht.

Außerdem, die Fuhre hat kein Lenkrad, und die Bremsen scheinen auch kaputt. Unsere Zivilisation arbeitet nach eigenen Regeln. Ähnlich wie Evolution, führerlos und blind. Selbst wenn ein Staat vernünftig werden sollte, zieht der Rest der Welt nicht mit.

Ich seh schwarz... Aber bleiben wir trotzdem optimistisch, und bilden uns mal ein, wir hätten irgendwas in der Hand, mit dem die Fuhre lenkbar wäre.

Ein bedingunsloses Grundeinkommen, hält dich erstmal von nichts ab. Wenn du es absolut nicht ertragen kannst, das Essen geschenkt zu bekommen, so hast du doch Zeit einen Garten anzulegen und ein paar Hühner zu halten... Und du wirst es schon ertragen, dass dein Nachbar auf dem Sofa liegt, und dir beim Gärtnern zusieht. Vielleicht wird ihm ja doch mal langweilig, und er kommt raus und hilft dir beim Unkraut zupfen.

Ob es in unserer Situation machbar ist, OK, da ist Skepsis erlaubt. Dass es uns aber zu schlechteren Menschen macht, oder irgendwie versaut?

Gehen wir mal 160 Jahre zurück, Sezessionskrieg in den USA.

Wahrscheinlich haben die Sklavenhalter genauso vehement argumentiert, dass die Sklaverei zum Wohle aller sei.. Und auch den Sklaven ginge es doch viel besser als in Afrika im Busch. Aber wer weint denn heute noch der Sklaverei hinterher?

Auch der Lohnsklaverei würde niemand hinterherweinen, wenn sie auf dem Müllhaufen der Geschichte läge.

Gruss Jo

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