Er redet wahr !


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Geschrieben von Werner am 08. August 2020 11:15:40:

Als Antwort auf: Das war bei mir in einigen Fächern auch so... geschrieben von Joachim S am 05. August 2020 13:15:02:

Moin Jo,

Du sprichst mir aus dem Kopf.

Bisher waren Mißerfolge für Töchterlein nieder schmetternd. Das hängt u.a. auch damit zusammen, dass wir ihr keine halbwegs brauchbare Familie bieten konnten. Die Mutter hat von sowas keinen Plan und meint, ein Job bei McDonals reicht nach ihrer Ansicht, und der Vater versucht, die Talente zu fördern, aber ohne die bekannte "bedingte Vaterliebe" daraus zu machen. Ich bin niemals stolz auf meine Kinder, sie sollen ihren Weg finden und wenn ich sehe, wie sie ihn gehen, ist es gut.

Allerdings ist es auch nicht einfach für einen intelligenten Menschen, sich später im Beruf eingestehen zu müssen, dass er oder sie ziemlich weit unter Niveau arbeiten. Sicherlich verwässern die Unterschiede im Laufe des Lebens immer mehr, aber gerade im Bauwesen mußt Du für verschiedene Tätigkeiten eben den Zettel haben, sonst darfst Du sie nicht machen.

Inzwischen will sie den Kram schmeißen und eine Ausbildung als Bauzeichner machen. Den macht die mit links, mal sehen, wir sprechen am WE darüber.


Gefühlsmäßig pflichte ich Dominik bei, dass die technische Hochschule Köln sich nun aus dem Proletariat der FH glaubte entheben zu müssen und verschiedene Leute da jetzt durchdrehen. Z.B. bestand eine Klausuraufgabe in der Berechnung des Schwerpunktes zweier sich überlappender Kreise. Davon war der eine ein Viertelkreis und der andere ein Vollkreis.

Meine Tochter, die in der Ausbildung auch Logos entwerfen mußte, fragt sich dann allen Ernstes, an welcher Stelle der Bauingenieur später solche Dinge berechnen muß. Sicherlich müssen Schwerpunkte auch für kompliziertere Forman, als für Dreiecke und Quadrate berechnet werden, aber solche Aufgaben sind eigentlich reine Mathematik, also Geometrie.

Und eine Schwerpunktberechnung für die Fläche unter einer e-Funktion erschließt sich dem Praktiker schon erst gar nicht - so geschehen in einer Altklausur.


Nun gut, jetzt sagt der Prof., wenn alles andere richtig ist, ist es doch bestanden. Ok, aber zu unserer Zeit wurden solche Aufgaben nicht gestellt. Und die Schule hat keinen Hehl daraus gemacht, dass wir eben "nur" FH-Ingenieure werden.

Mein eigenes Theorie-Verständnis hätte für Abitur und ein Vollstudium auch gereicht, aber ich wollte es nicht. Ich wollte vom Lehrberuf aus aufbauen und im Team mit dem promovierten Ing. genau so reden können, wie mit dem Schlosser in der Anlage. Wie viel hochintelligenten Kram habe ich schon gesehen, der in der Praxis nicht oder kaum anwendbar war !! Aber die einfachen Dinge nur tun und nicht wissen, wie sie funktionieren - das wollte ich auch nicht.

Wer in der Anlage dem Schlosser das Werkzeug aus der Hand nimmt und die Sachen selbst richtet, wird nicht mehr als "der feine Herr Diplomingenieur" angesehen, sondern als Mitarbeiter und Vertrauter. Die Leute machen das dann auch, was man sagt, sie wollen nur nicht auf Kommando irgendwas tun, wo sie Bedenken haben und später Ärger kriegen, während der Ingenieur schon wieder über alle Berge ist oder Ausreden erfindet.

Mathe war und ist für mich Mittel zum Zweck und kein Rauschmittel. Und wenn sich Profs in so etwas versteigen, dann scheint mir das unter der Kategorie "Sieb" zu laufen. Da sehe ich keine großen Chancen für meine groß gewordene Kleine.


Gruß

Werner

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