Gratwanderung


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]


Geschrieben von Obi am 24. Juni 2020 12:06:40:

Als Antwort auf: Hinter den Bergen bei den 7 kleinwüchsigen Bergarbeitern geschrieben von Espace17 am 23. Juni 2020 10:50:28:

Hallo Rudi,
verzeih mir, daß ich es jetzt auch bemerke: zum einen versuchst Du, Dich an der Lehrbuch-Vorgehenseise "Kompressionsdruck messen" vorbei zu mogeln, postulierst aber anschließend, daß Du die alternativen, auf einem gewissen Sachverstand basierenden Methoden als Fachmann ablehnst. Du widersprichst Dir da ja selbst.

Weiter zur Lösung Deines Problems, finden des schadhaften Zylinders:

Die universelle Ausrüstung geht da schon die Richtung von Gary, daß man tatsächlich den Motor durchkurbelt.

Ich habe gerade, möglicherweise übrigens von Gary, einen Meßshunt auf dem "0,5 60mV 250A" (vermutlich +/-0,5% Toleranzfeld, Spannungsabfall 60mV bei 250A, also 240µOhm) steht, mit dem man den Anlaßstrom erfassen könnte. Ein in Echtzeit aufzeichnendes Speicheroszilloskop ist dabei hilfreich, zumal man zur Feststellung, welcher Zylinder keinen Druck aufbaut, den OT des Zylinders 1 über einen hoffentlich vorhandenen Bezugsmarkengeber am Schwungrad auf einem zweiten Kanal triggern sollte, sonst hat man wieder nur die über die Aufzeichnung des Stroms mögliche Aussage: "Ein pott tut nicht wie gewollt!". Aber da basteln wir uns doch schnell eine Lichtschranke an eine Riemenscheibe, alles möglich! Alternativ kannst Du Dir die STellung der Kurbelwelle merken. Blöd, wenn Du dann den falschen Zylinder für den ersten hälten solltest oder die Zündfolge nicht bekannt ist...

Wenn der Motor - so wie Deiner - noch läuft, kann man allerdings auch auch mit Lösen der Leitung am jeweiligen Düsenhalter festellen, welcher Zylinder am wenigsten zum Drehmoment beiträgt.

Scania macht das so, daß bei den elektronisch geregelten Motoren einfach bei laufendem Motor der Reihe nach jeweils nur ein einziger Zylinder per Software von der Kraftstoffeinspritzung ausgenommen wird. Wenn die Drehzahl stark einbricht, ist der Zylinder tendentiell in Ordnung, läuft der Motor ohne nennenswerten Drehzahleinbruch weiter, hat man aller Vorqaussicht nach einen stark geschädigten Zylinder.

Das wird zum Beispiel auch von einem Ingenieur für Fahrzeugtechnik namens Hans-Rügier Etzold (nicht jeder mag ihn, ich weiß) beschrieben, um defekte Einspritzdüsen zu lokalisieren. Der Zylinder, der dann keine klappernden Geräusche mehr von sich gibt, ist der mit dem DÜsenklemmer und/oder PLeuellagerschaden. Analog dazu findest Du den Zylinder, der am schlechtesten verbrennt, wenn Du dessen Leitung löst natürlich dann auch. Wenn der sonst aus dem Auspuff steigende weiße Nebel wunderbar (das Lied kennt sicher auch noch fast jeder) ausbleibt, hast Du den betreffenden Zylinder.

Was dann Dein Problem wirklich verursacht, ist dann die nächste Frage:
Wenn ein wenig Öl in den Hubraum hinein die Verdichtung erhöht, findet sich das Problem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Bereich der Kolbenringe.
Da habe ich mir bisher eben mit einem Reiniger recht viel Arbeit erspart, indem ich das passende Wunderwasser vor einem sowieso sinnvollen Ölwechsel hinein geschüttet habe und damit vor allem auch die Mobilität des Autos erhalten habe.

Bei undichten Ventilen hilft halt doch nur Kopf ab, und wenn es nicht die Kopfdichtung, sondern Ölkohle an den Ventilschäften ist, ist eben Ventile ausbauen und anschließend einschleifen gefolgt vom Wiedereinbau mit neuen Ventilschaftdichtungen angesagt.

Gemein war ja vor langer Zeit der Opel Tigra mit dem X14XE. Zwei benachbarte Zylinder hatten keinen Druck mehr, und am Ende lag es daran, daß die Ventilschäfte von ungeignetem Öl mit Ölkohle so voll waren, daß die schwachen Ventilfedern des Vierventilmotors die Ventile nicht mehr zu bekamen.

Eine richtig nette Arbeit, doch nachdem alle Ventile gesäubert und wieder eingeschliffen waren, rannte der Wagen wieder.

Viel Erfolg bei der Diagnose. Wenn Du schon einmal weißt, daß ein bestimmter Zylinder steckende Ringe hat, kannst Du Dir ja überlegen, ob Du nur den einen Kolben ziehen willst oder es doch mit einem Reiniger versuchst. Wenn das gemessen an Deinen Ansprüchen genügend Erfolg hat, hast Du die billigste Lösung.

So 100%ig fachgerecht ist das allerdings unabhängig von der gewählten Lösung auch wieder nicht.
Du wirst selbst entscheiden, was Du machst.

Ich wünsche Dir jedenfalls viel Erfolg, unabhängig davon, ob Du meine Hinweise nun ernst nimmst oder nicht.

Gruß,
Obi

Wie lesenswert findest Du diesen Beitrag?                 Info zur Bewertung




Antworten:


[ FMSO.DE - Fahren mit Salatöl (deutsch) ]