Re: Total OT. Fahrschein in der Patronenhülse


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Geschrieben von elmar_b am 23. Juni 2020 00:29:01:

Als Antwort auf: Total OT. Fahrschein in der Patronenhülse geschrieben von waldi am 22. Juni 2020 23:26:24:

Dazu fällt mir Einiges ein. Der Fahrschein (ist zivil, sonst wäre es ein Marschbefehl) könnte von jemandem gelöst worden sein, der sich von der Truppe entfernt hat und nach Hause wollte. Allerdings wurden die Bahnhöfe von SS und Feldjägern (Kettenhunde) überwacht und wenn so jemand dann ohne Marschbefehl aufgegriffen worden wäre, hätte er mit standrechtlicher Erschießung rechnen müssen. Die Reichsbahner aber waren auch mit einem Fahrschein zufrieden. Zumimdest am Anfang des Krieges hat ihnen der gereicht.
Also kann ich mir vorstellen, dass am Anfang des Krieges (bis 42, was gut zum Fundort passt) jemand desertiert ist und die Fahrkarte in die Patronenhülse gedreht hat, um sie vor den Augen der militärischen und der Nazi-Kontrolleure zu verbergen. Reindrehen kann man sie sehr schnell mit der Hand und um sie rauszuholen, reicht ein gespaltener Holzspan, zur Not ein Streichholz, mit dem man sie eindreht und drehend rauszieht. Das Fremdkaliber hat eventuell dem Zweck gedient, die Patrone mit der Hand von anderen Patronen unterscheiden zu können, ohne draufzuschauen.
Dass sie noch drin war, lässt mehrere Schlüsse zu:
1. Er hat es bis nach Hause geschafft und die Patrone mit der Fahrkarte irgendwann weggeworfen, weil der Zweck erfüllt war.
2. Er wurde erwischt und vor oder nach seiner Hinrichtung wurden seine Taschen durchsucht, die Patrone gefunden und achtlos weggeworfen.
3. Der ursprüngliche Besitzer hat es nicht ganz bis nach Hause geschafft, wurde auf einem Bahnhof angetroffen und unmittelbar an eine Front oder in eine nahe Schlacht geschickt. Wohl wissend, dass der Inhalt der Patrone seine Desertation würde offenbaren können, hat er sie irgendwo weggeworfen.

Es gibt noch eine Menge andere vorstellbarer Möglichkeiten.
Sicher aber ist, dass Du da ein sehr interessantes Stück Zeitgeschichte hast, das ich an Deiner Stelle sehr vorsichtig behandeln würde. Vielleicht ist ja ein Museum in der Nähe, dessen Aufmerksamkeit Du mit dem Fundstück locken kannst und dessen Mitarbeiter weiterhelfen.

Der Krieg war groß, aber er hat auch im Kleinen stattgefunden wie jeder Krieg (und jedes Leben). Das ist ein Stück für ein Museum. Ich hoffe, Du findest das richtige.

Wenn Du es selbst auf den Scanner legst, stell am Besten die größtmögliche Auflösung ein.

Viel Glück

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