Re: Darf ich mal fragen wer seine meinung geändert hat


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Geschrieben von Der Große 945 am 13. Mai 2020 10:43:32:

Als Antwort auf: Darf ich mal fragen wer seine meinung geändert hat geschrieben von FRanky am 09. Mai 2020 16:43:30:

Hallo Franky,

ich habe meine Anfangseinschätzung hier nicht gepostet, aber meine Meinung ziemlich geändert oder weiterentwickelt. Anfangs war ich von den Nachrichten aus China ziemlich beeindruckt, Webasto hat komplett zugemacht, die Lufthansa hat die Direktflüge nach China gestrichen, die Regierung hat gar nichts gemacht, auf dn Nachdenkseiten hat man sich beklagt, dass wir nicht für die zu erwartenden 280000 Intensivpatienten Betten vorgehalten hat; böser Neoliberalismus. Die Regierung hat zuerst gar nichts gemacht außer relativieren, dann haben sie China Hilfsgüter geschickt und diese dann Italien und Spanien verweigert.

Die Bahn auf dem Weg zur Arbeit war sehr schnell sehr leer, die Leute haben also von zu Hause gearbeitet, Solidworks hat kostenlos Zusatzlizenzen angeboten für diejenigen, die wegen Heimarbeit Bedarf haben. Mir konnte es da nicht schnell genug gehen, ich hätte auch gern zumindest teilweise von zu Hause aus gearbeitet, war aber nicht laut Cheffe. Meine Frau und ich haben ihren Eltern den Kontakt zu den Kindern untersagt, weil ja klar war, wer zuerst zum Sterben nach Hause geschickt wird, wenn die Angelegenheit erstmal in Schwung gekommen ist und die Krankenhäuser voll sind.


Ungefähr mit der Klage über die nicht vorhandenen 280000 Betten kamen mir dann die ersten Zweifel; kann das die Lösung sein, über Jahrzehnte ohne Anhaltspunkt dermaßen viel Kapazität vorzuhalten? Ich habe nach Daten recherchiert, die verschiedenen Dashboards angesehen und gespannt gewartet, wann es richtig ernst wird und wann mein Chef merkt, dass es ernst ist. Wir haben sogar ein paar Lebensmittelvorräte eingekauft; wurde ja empfohlen. Das war die Zeit der Vorbereitung auf die mögliche und wahrscheinliche Katastrophe.

Dann habe ich die erste Meldung vom Wodarg gesehen, mit der ich quasi gar nichts anfangen konnte, und bin darüber gestolpert, dass die "Fallzahlen" nicht die Fallzahlen sind, sondern zwischen 5% und 8% der Anzahl der durchgeführten Tests und bin auf diese Seite https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/ gestoßen, wo es eine sehr umfangreiche Sammlung von Berichten und Daten aus aller Welt gibt.

Und dann wurde mir nach und nach eine Menge klar, u.a. dass die Letalität im Bereich einer starken Grippe liegt; dass in Italien und Spanien die Todeszahlen erheblich von Sekundäreffekten hochgetrieben worden sind; ich bin über die Diamond Princess, ein sehr gutes Beispiel für eine "Gesellschaft", in der sich Corona fast ungehindert ausleben konnte, und über die Flugzeugträger gestolpert, welche aber keinen sehr guten Querschnitt der Gesellschaft abbilden; es ist ganz gut erwiesen, dass ein kompletter Lockdown nicht das Mehr an Sicherheit bringt, was seinen Preis rechtfertigt. Und mir ist nach dem ersten Überraschungsmoment klar geworden, dass durch die Maßnahmen, die ich ja auch zu der Zeit noch überwiegend unterstützt habe, eine Menge Leid und Probleme verursacht werden. Und dass hopplahopp mal eben schnell eine Reihe von Grundrechten außer Kraft gesetzt wurde, ohne auch nur ein bisschen mit der Wimper zu zucken und ohne dass "die Presse" auch nur ansatzweise Bedenken gehabt hätte- 99% der Presse jedenfalls.

Mittlerweile bin ich extrem angenervt von dem Spruch "Bleiben Sie gesund", weil wir so nie von dem Virus loskommen, sofern er sich nicht anderweitig totläuft, wenn nicht irgendwelche von uns Immunität aufbauen. Die Maskenpflicht in der Bahn boykottiere ich, weil ich mir mittlerweile und besonders mit der viel zu spät angesetzten Maskenpflicht verarscht vorkomme. Bisher hat noch kein Zugbegleiter was gesagt.

Was ich nicht verstehe, ist, wieso ich in der öffentlichen Diskussion nirgendwo den Hinweis finde, dass Corona ja ein Grippervirus ist und es ja sein könnte, dass er sich gerade von selbst totläuft, wie jeder Grippevirus das irgendwann tut- weit bevor die Hälfte oder gar 2/3 der Bevölkerung infiziert sind. "Alle" reden davon, dass wir aufpassen müssen; dass es eine zweite Welle gibt und mittlerweile wird schon die dritte Welle ins Spiel gebracht.

Was ich auch nicht verstehe, ist: angenommen, der Virus geht nicht wegen unwirtlicher Rahmenbedingungen ein bzw. entwickelt sich wie alle seine bekannten Verwandten und wir müssen ihn aktiv loswerden und die zweite Welle wird schlimmer, wie allenthalben propagiert wird, wie soll das gehen ohne ein Mindestmaß an Immunität in der Gesellschaft? Wenn ich mit der zweiten, stärkeren Welle rechne, hätte ich bis jetzt die Krankenhauskapazitäten einigermaßen auslasten müssen, weil die Anzahl der Patienten, die bis jetzt nicht behandelt worden sind, bei der zweiten Welle zu viel sein werden.

Was ich auch nicht verstehe, ist, wie die Impfbefürworter davon ausgehen können, dass ein Impfstoff die Lösung sein kann. Der wird ja keine 100% Trefferquote haben und ein Impfzwang ist für mich kategorisch ausgeschlossen. Ich finde es ok, wenn es einen Impfstoff gibt, aber die Entscheidung, sich impfen zu lassen, ist für mich eine rein persönliche. Zumal zu erwarten ist, dass Corona wie all seine zahlreichen bekannten Verwandte mutieren wird und die Impfung nur für die eine Saison hilft- wenn überhaupt. Lustig, hier wird die Ähnlichkeit mit Influenza und Co. gern akzeptiert, bei der Entwicklung der Epidemie nicht.

Überhaupt bin ich der Meinung, dass die Leute mehr selbst entscheiden sollten bzw. man ins Gespräch kommen muss, zum Beispiel mit den Leuten aus den Risikogruppen. Meine Frau und ich haben mittlerweile mit ihren Eltern gesprochen (das einzige, was Sinn macht und das einzige, was zu einer vernünftigen Lösung führt) und beschlossen, dass sie die Kinder wieder sehen dürfen. Ihren Anspruch, die Zeit, die ihnen noch bleibt, zu nutzen, auch so lange die Kinder noch Lust haben, sie zu besuchen, halten wir für völlig berechtigt und unser anfangs verhängtes Kontaktverbot halten wir im Nachhinein für übergriffig.

So halt eich es für sinnvoll, z.B. auch in den Altersheimen mit den Leuten zu sprechen, wie sie es haben wollen, und eine gute Lösung zu finden. Diejenigen, die weggesperrt werden wollen, könnten dann ja isoliert werden, und die anderen werden halt nicht eingeschränkt und gehen daran dann auch nicht kaputt.

Mir ist klar geworden, dass "der Staat", der im Moment versucht, ganz viel zu regeln, das eigentlich gar nicht kann, weil er nicht feingliedrig genug regeln kann. Wenn das vor Ort und individuell passieren könnte, würde eich erwarten, dass das trotz der zu erwartenden Fehlentscheidungen hier und da insgesamt zum besseren Ergebnis führt. Und wir als Wertewesten würden uns mal deutlich abheben vom bösen China und vom bösen Russland.

Ich würde mich jedenfalls nicht wundern, wenn Corona sich jetzt bald totläuft, wie das ein seriöser Grippevirus tut, egal was wir machen. Dass alle Maßnahmen irgenwann vollständig zurückgenommen werden, glaube ich nicht; Spahn zum Beispiel scheint jetzt Aufwind genug zu fühlen, um den EU-Impfausweis durchzudrücken.

Noch weitere Rechnungen anzustellen mit den vorläufigen und je offizieller, desto dürftigeren Zahlen und zu diskutieren, habe ich keine Lust mehr, weil am Ende doch jeder mit seinen Lieblingszahlen rechnet ungeachtet dessen, ob sie (immer noch) sinnvoll sind oder nicht. Ich warte es ab und versuche, die Augen offen zu halten, wo sich Handlungsspielraum auftut, den sinnvoll zu füllen ich einen Beitrag leisten kann. Jedem seine Wahrheit und seine Panik, jedem seine gefühlte oder notwendige Überlegenheit dem Andersdenkenden gegenüber.

Schöne Grüße

Sebastian

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