Re: Wo ist der Widerspruch zu Drosten?


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Geschrieben von Joachim S am 28. April 2020 20:37:30:

Als Antwort auf: Re: Wo ist der Widerspruch zu Drosten? geschrieben von Der Große 945 am 28. April 2020 19:04:29:

Hi Sebastian,

ne... Ich tue die anderen Wissenschaften nicht ab. Vielleicht hätte ich das deutlicher formulieren sollen. Es sieht etwas so aus, als würde ich nur die Historiker noch wertschätzen.

Nein, das meine ich nicht. Ich wollte nur auf den Unterschied zwischen exakten Wissenschaften, und den weniger Exakten hinweisen.

Auch Letztere bemühen sich durchaus Ordnung ins Chaos zu bringen. Gesetzmäßigkeiten zu erkennen, wo die Einzelsysteme prinzipiell nicht vorhersagbar sind, weil sie zu komplex sind. Mitunter mit schönen Erfolgen.

Psycholgie wäre so ein Fall. Medizin auch ein bisschen. Die kann zwar ganz schön hart sein, auf dem Gebiet der Mikrobiologie etwa. Aber ein Lebewesen ist zu komplex, um es komplett vorhersagen zu können. Zumal alles zugrunde Liegende schon in den Bereich der Quanten spielt.

Das Gleiche bei der Meteorologie... Die zugrunde liegende Physik scheint verstanden, und man hat auch verstanden, dass sie grundsätzlich scheitern muss, wenn sie längere Vorhersagen treffen will. Schöner noch, man hat sogar verstanden, warum das so ist... Trotzdem ist es doch toll, einen Tag vorher eine Sturmwarnung zu erhalten, die auch zu 99% eintrifft.

Spiritualität, für mein Dafürhalten keine Wissenschaft. Philosophie auch eher nicht. Theologie hat zwar einige Merkmale einer Wissenschaft, ist mir persönlich aber auch zu weit vom Schuss.

Nein, alle diese Wissenschaften schaffen Wissen. Nicht immer knallhartes überprüfbares Wissen, aber allemal besser als nix. Ich schätze auch enorm die Philosophie, selbst wenn ich sie nicht für richtig wissenschaftlich halte. Blitzt vielleicht hie und da mal durch bei mir ;-)

Die "offizielle Lehrmeinung der Physik" zu Gott? Wir halten uns raus, unser Fach kann ihn weder belegen noch widerlegen. Nicht unser Gebiet.

Physiker können von tief gläubig bis atheistisch so ziemlich alles sein.

Die von mir angerissenen Ergebnisse der Hirnforschung, wo hab ich von ihnen gelesen? Bei einem Historiker, und bei einem Philosophen...

Ihre Einordnung in diesen Kontext ist hoch interessant. Einiges deutet darauf hin, "Freier Wille ist eine Illusion, Bewusstsein zumindest weit überschätzt..."

Worüber machen wir uns eigentlich noch Gedanken, wie man mit Corona umgeht, wenn wir eh keinen freien Willen haben?

Aber ich kann dem nicht ganz folgen. Es ist eben problematisch, eine Erkenntnis aus einem Fachgebiet zu nehmen, und sie im gesamten gesellschaftlichen Zusammenhang einzusortieren. Mit Sicherheit übersieht man eine "Kleinigkeit", weil das System wieder mal viel zu komplex ist.

So glaube ich zwar, dass die Entscheidungen alle aus dem Bauch (dem Unterbewusstsein) kommen, und der Verstand danach die Begründung liefert. Bzw. dass das viel öfter der Fall ist, als uns lieb ist.

Aber ich denke auch, da gibt es eine Rückkopplungsschleife, der Verstand nimmt Einfluss auf den Bauch. Und überhaupt, die ganze Trennung ist im Grunde genau der gleiche Humbug, wie die Trennung "Körper Geist". All das sind nur Begriffe, die unser Denken strukturieren. "Du kannst das ganze Universum durchsieben, du wirst nirgends auch nur ein Gramm Glück, Pech, Ruhm, Ehre, Geist, Bewusstsein, … finden". Unser Denken baut auf einem enormen Haufen irrealem Zeug auf, wenn man drüber nachdenkt...

Wie auch immer, wir sollten uns die Wissenschaften anhören. Wir haben nichts Besseres. Aber ich bleibe dabei, die Wissenschaften können die zentrale Frage nicht beantworten, "was sollen wir tun?" Das merkt man ja auch, so viele Wissenschaftler du fragst, so viele Meinungen bekommst du.

Trotzdem hilft es, sich das alles zu Gemüte zu führen, es für sich selbst einzuordnen, und seine eigenen Schlüsse zu ziehen.

Je mehr man weiß, um so mehr steigt die Chance, das Richtige zu tun. Aber es bleibt ne Menge Glück dabei.

Gruss Jo

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