Zahlen - wie bitte?


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Geschrieben von Heinz am 08. April 2020 10:58:13:

Hi ins Forum,

wollte mich ja nach einer Woche wieder melden zu meiner Sicht auf die Datenlage. Kurz gesagt: Die Tragödie geht weiter, man könnte es auch als Groteske bezeichen.
Nun fast nämlich das Relotius-Magazin "Spiegel" in seiner Wissenschaftsrubrik den Mut und beginnt selbst zu rechnen. Eine lobenswerte Initiative. Nach einem Vorspann, den ich voll unterschreiben würde, geht es dann querfeldein in die Wunderwelt der Statistik. Was dabei rauskommt, kann man hier bestaunen:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/verdopplungszeit-die-masszahl-der-pandemie-a-fa7b3f99-cf68-4f63-a172-3d143a802e2e?utm_source=pocket-newtab

Der Spiegel vergleicht sich dabei auch mit der SZ (Süddeutschen Zeitung) die seinerseits gerne den Anspruch erhebt, auch intellektuell anspruchsvolleren Zeitgenossen genüge tun zu können.
Immerhin hat Heribert Prantl in seinem Editorial in dieser SZ am 05.04.2020 eine durchaus gesellschaftskritische Position bezogen - leider hinter einer Bezahlschranke, deswegen hier auszugsweise zitiert. Ausgangspunkt: Die Feiern zu 70 Jahre Grundgesetzt in 2019 und was ein Jahr später daraus geworden ist. "Das Virus hat die Menschen und den Rechtsstaat befallen...
Hätte jemand vor einem Jahr, bei einer der vielen Grundgesetz-Feiern, die umfassende Aussetzung der Grundrechte vorhergesagt - er hätte als Spinner gegolten. Hätte er gesagt, dass das sogar ziemlich klaglos funktioniert, dass eine gewaltige Mehrheit der Bevölkerung diese staatlich verordneten Rigorositäten für richtig hält - man hätte ihn ausgelacht. Aber es ist so: Derzeit stimmen nach Umfragen 93 Prozent der Menschen diesen Maßnahmen zu. Die Macht der Bilder von den Corona-Toten aus Italien hat dazu geführt und die Macht der Statistik. Die Zahlen der bloßen Corona-Infektionen wurden und werden verkündet wie die Zahlen von Katastrophenopfern, und die Aussetzung der Grundrechte galt und gilt als Rezept gegen Corona. Das Virus hat nicht nur Menschen befallen, sondern auch den Rechtsstaat.
Die Nöte der Not
Das Land lebt im Notstand, der aber nicht Notstand genannt wird, sondern Shutdown, weil das gefälliger klingt. Die Väter des Shutdowns sind keine gewählten Politiker, keine Leute, die in Regierung oder Parlament Verantwortung tragen. Es sind vor allem zwei Virologen: Lothar Wieler, Chef des Robert-Koch-Instituts, und Christian Drosten, Leiter der Virologie an der Berliner Charite. Es sind dies zwei ganz hervorragende Medizinwissenschaftler und Epidemiologen. Aber: Eine demokratische Gesellschaft darf nicht nur auf Epidemiologen hören...
"


Das RKI verstrickt sich derweil tiefer in seine (offensichtlich zumindest den Ansprüchen der Regierung) genügenden Informationen und verteidigt seine Methoden.
Kritisch und im Detail betrachtet das wieder der von mir hoch geschätzte Paul Schreyer und veröffenlicht das hier:
https://multipolar-magazin.de/artikel/coronavirus-regierung-ignoriert-daten

Das mal zur aktuellen Entwicklung der Datenbasis.

Ich sehe es jetzt mal positiv.
Vielleicht kommen die ehemals kritischen Medien des Mainstreams tatsächlich wieder heraus aus ihrer Rolle der "Hofberichterstatter". Nicht weil anderswo mehr Geld verdient wäre, sondern aus der Einsicht der einzelen Journalisten, dass es notwendig ist, einen öffentlichen Diskurs zu haben in einer Domokratie.
Die Zeit der reinen Sensationsberichterstattung und der Diffamierung muss zu Ende gehen. Relotius hat diese Dekadenz doch genau deutlich gemacht.
Deswegen will ich z.B. dem Spiegel jetzt auch nicht verübeln, dass diese erste Schritte in diese demokratische Richtung noch etwas unbeholfen daherkommen. Der Wille zählt und macht mir Hoffnung.

Grüße
Heinz



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