Re: Das hab ich selbst von der Physikerin Angela Merkel gehört....


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Geschrieben von radixdelta am 04. April 2020 00:29:58:

Als Antwort auf: Re: Das hab ich selbst von der Physikerin Angela Merkel gehört.... geschrieben von Heinz am 03. April 2020 09:18:44:

Moin,

Ich denke man sollte es nicht Ansteckungswahrscheinlichkeit nennen, innerhalb einer Gruppe gibt es sicherlich im Schnitt mehrere Kontakte, deren Ansteckungswahrscheinlichkeiten kumulieren.
Infektionswahrscheinlichkeit würde ich sagen, obwohl das dasselbe aussagt. Man muss es unterscheiden, will ich damit ausdrücken.

Meiner Meinung nach kann man mit dieser Zahl genau gar nichts anfangen. Die Auswahl ist nicht konstant, jedenfalls nicht genügend. Die Ansteckungswahrscheinlichkeit je Kontakt ist nicht konstant, die Leute sind Vorsichtiger. Die Infektionswahrscheinlichkeit sinkt aufgrund der Kontakteinschränkungen. Das alles beeinflusst diese Rate weitaus mehr als das Infektionsgeschehen. Im Übrigen in einem völlig unbekannten Umfang, selbst die Vorzeichen sind nicht klar.
Beispiel: Das Ansteckungsrisiko je Kontakt könnte sich in der Untersuchungsgruppe sogar erhöhen, weil durch die Kontakteinschränkungen nur noch engere Kontakte übrig bleiben die trotz erhöhter Vorsicht im Schnitt höhere Risiken haben als die vorher zahlreicheren aber weniger engen Kontakte. Durch Heimarbeit und Schulfrei steigt die Kontaktintensität im Haushalt natürlich trotz allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen. Bei Leuten die weiter in der Firma arbeiten könnte sich aber die Kontaktanzahl nicht so stark verringern, die Intensität wird durch Vorsichtsmaßnahmen im Mittel jedoch geringer. Welche Effekte überwiegen? Keiner weiß das. Was sagt uns also ein Anstieg der Rate? Oder ein Sinken? Das Infektionsrisiko der Untersuchungsgruppe hat sich geändert, aus unbekannten Gründen, mehr sagt es nicht.

Wenn du nun sagst, die Fallzahl sei mindestens ebenso wertlos, dann mag ich dem nicht folgen.

Was ich aber schrieb: Ich muss die exponentielle Verbreitung (wenn ungehindert) der Infektion nicht empirisch nachweisen. Sie ist ausreichend sicher belegt. Auch daß ein gewisser relativ großer Teil der Infizierten ins Krankenhaus muss ist hinreichend belegt. Daß die Kapazität der Krankenhausbetten endlich ist ist evident. Und allein diese Tatsachen reichen aus um Maßnahmen zu begründen. Dazu braucht es keine Fallzahl.

Was die Fallzahl aber mindestens hergibt ist eine amtliche Anzahl sicher Infizierter. Mithin ein Nachweis überhaupt eines Infektionsgeschehens. Und kleiner als die Fallzahl ist das Infektionsgeschehen jedenfalls nicht.

Und dann muss man noch bedenken, so eine Infektion ist ja nichts zufällig verteiltes, das trifft einen nicht vom Himmel herab, es ist eine Infektionskrankheit mit der man sich Infizieren muss. Daraus ergeben sich keine zufälligen Verteilungen in der Bevölkerung sondern Cluster aus Menschen, die praktisch wie ein Netzwerk untereinander und miteinander Verbunden sind. Die Menschen in dem Cluster sind Infizierte oder Verdachtsfälle. Die Verbindungen sind Kontakte, solche die tatsächlich zur Ansteckung geführt haben und solche die erinnert werden. Ein Kontakt der erinnert wird muss nicht zur Ansteckung führen und ein Kontakt der zur Ansteckung führt muss nicht erinnert werden. Ein Kontakt der erinnert wird (also enger war) führt aber wahrscheinlicher zur Ansteckung und ein Kontakt der zur Ansteckung führt wird wahrscheinlicher auch erinnert (weil er enger war). Bei den Tests werden nun die Kontakte zurückverfolgt die erinnert wurden. Damit wird ein Netzwerk verfolgt und ein Cluster aufgedeckt. Kontakte die nicht erinnert wurden aber zur Ansteckung geführt haben können nicht nachverfolgt werden, könnten also ein neues Cluster bilden. Bei den Menschen innerhalb des Clusters gibt es natürlich kreuz und quer Verbindungen, wenn einer einen Kontakt nicht erinnert, dann ist er wahrscheinlich aber auch ein Kontakt eines anderen Kontaktes, der den Kontakt womöglich erinnert. Manchmal aber spaltet sich ein neues Cluster ab. Nun kommt aber eine Eigenheit des Virus ins Spiel, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit muss ein Infizierter nämlich ins Krankenhaus. 5% Müssen auf die Intensivstation, nehmen wir das mal so an, und werden dann dort auf jeden Fall getestet. Dann kann ein Cluster im Mittel aus 20 Infizierten bestehen bevor der Cluster auffällt.

Wenn man nun annimmt ein Infektionscluster wird spätestens beim 20. Infizierten aufgedeckt, wie groß kann das geschehen in der Dunkelziffer sein? Ich glaube an keinen Faktor 10. Ich denke die Nachverfolgung klappt noch gut durch die große Testkapazität. Man hat einen großen Anteil asymptomatischer Fälle, die nur aus Nachverfolgung stammen können.

Wenn weniger Cluster neu entstehen als aufgedeckt werden, werden nach und nach alle Cluster entdeckt, im Idealfall hat man keine unentdeckt Infizierten mehr. Vor allem aber würde die Fallzahl dadurch die wahre Infektionszahl zunehmend genauer abbilden.

Alles nur eine Theorie. Eine von vielen. Leider auch zeitraubend da so im Detail drüber nachzudenken und das aufzuschreiben.

Grüße
Björn

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