Getriebebauarten


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Geschrieben von Obi am 11. November 2019 05:05:00:

Als Antwort auf: Re: Ich kann ihn nicht mehr fragen geschrieben von Hanomedes am 10. November 2019 21:32:48:

Hallo Dominik,
da bin ich jetzt sehr gespannt, für welche Getriebebauart der Wirkungsgrad von 98% gilt.
Wenn man nur das Wechselgetriebe betrachtet und den Achsantrieb außer Acht läßt, hat man da mit einem Getriebe, dessen Eingangswelle mit der Ausgangswelle fluchtet (ich müßte lügen - das nennt man aus der Erinnerung koaxiales Getriebe?), sehr gute Karten.
Da wird ja im direkt übersetzten Gang - es war bei "meinen" LKWs meist der 12, inzwischen werden aber auch Double-Overdrive-Getriebe für Fahrzeuge mit Außenplanetenachsen gebaut, in denen eben dann der 10. Gang direkt übersetzt ist. In meinem Tabellenbuch Fahrzeugtechnik ist für ein koaxiales Getriebe im direkten Gang ein Wirkungsgrad von bis zu 98% angegeben, sobald aber über das Vorgelegegetriebe und somit 2 zusätzliche Zahnradpaare Leistung wälzend übertragen wird, geht der Wirkungsgrad schon einmal um ungefähr 5 Prozentpunkte herunter.

Die Außenplaneten sorgen dann aber auch ihrerseits wieder für Verluste. Würde man allerdings alle Bauteile so bauen, daß man erst im größten Gang direkt übersetzt von der Kurbelwelle bis zum Differential fährt, wird der Spaß wohl zu groß, weshalb man da irgendwo einmal Kompromisse eingeht.

Ich werde mir einmal den Spaß leisten, das Schleppmoment eines Getriebes zu messen, da mich das schlichtweg saftig interessiert.
Wenn die Kennlinie bekannt ist, braucht man ja "nur" noch zu wissen, wie viel Drehmoment man maximal hineinkurbeln darf, dann läßt sich ja der Wirkungsgrad über (Eingangsmoment-Schleppmoment)/Eingangsmoment ermitteln.

Witzig ist dann, daß mit dieser sehr einfachen und sicher auch leicht falschen Formel der Wirkungsgrad an der Belastungsgrenze am höchsten sein müßte.

Selbstverständlich sorgt der Eingriffswinkel (bei der Evolventenverzahnung und ohne Profilverschiebung sind das bekanntlich 20°) auch noch für Verluste, die dann auch nicht konstant bleiben.

Laut Schlurffarb Chris´ Äußerung vor etlichen Jahren ist ein 90°-Achsantrieb eine "Energievernichtungseinrichtung". Interessant ist hier allerdings, wie groß die Verluste denn da drin sind, denn ein Getriebe für einen Quermotor überträgt bekanntlich grundsätzlich mit 2 aufeinander abwälzenden Zahnradpaaren. Ein koaxiales Getriebe hat dann eben "nur" die Verluste im Achsantrieb zuzüglich derer, die die Lager und die leer mitlaufenden Zahnräder des Vorgelegegetriebes mitbringen, was dann wohl bei der Betrachtung quasi kriegsentscheidend wird.
Sobald man einen Allradantrieb hat, ist es wohl auch relativ uninteressant, ob nun von der Kurbelwelle auf 2 90°-Achsantriebe wie im T3 übertragen wird, oder, wie beim T4, vom vorderen Getriebe 2 mal um 90° umgelenkt wird, um das Moment zur Hinterachse per Gelenkwelle zu übertragen.

Eine Idee bezüglich 8-Ganggetriebe (im Syncro wäre es ein 8+2G geworden) im T3 hatte ich auch, indem ich eine Splitgruppe davor setze. Dann würde aber, so wie ich mir das Leben einfach machen wollte, in den ungeradzahligen Gängen in der eigentlichen Gangübersetzung und in den Achsantieben abgewälzt, und in den geradzahligen Gängen dann mit 2 zusätzlichen Zahnradpaaren, was in mir den Gedanken aufkommen ließ, daß der Gewinn durch die reduzierte Spreizung durch die zusätzlichen Wälzverluste schon so weit geschmälert wird, daß es nicht mehr viel Sinn ergibt.
Deshalb die Lösung mit der Bereichsgruppe, die dann in den oberen Gängen en bloc umläuft und somit nur noch die Reibung der Schaltgabeln in den zusätzlichen Schiebemuffen an der Bereichsgruppe anfällt.


Falls Du mir noch Werte liefern kannst, zum Beispiel die nötige Kraft an einem Seil einer Seilwinde, die man benötigt, um ein Auto durch die Gegend zu ziehen, verglichen mit den Werten aus einem Rollenprüfstand, wäre das natürlich herrlich.
Mit dem Gedanken, daß die Rollen eines Prüfstand einen beträchtlichen Teil dessen ausmacht, was man an Verlusten bestimmen will, habe ich mich nämlich noch gar nicht groß befaßt.

Ich muß jetzt aber leider aufhören.
Die Pflicht ruft, und da es bei diesem Sondertransport eine Beladereihenfolge zu beachten gilt und ich einen relativ neuen Kollegen im Schlepptau haben werde, ist jetzt abdieseln in die Arbeit angesagt.

Die Zugkraftmessung könnte ich ja fast einmal durchführen, die Möglichkeiten werde ich mir schon schaffen.

Gruß,
Obi

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